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Ignorieren die Märkte die geopolitischen Risiken?

24.10.2023

Die Märkte scheinen sich der Risiken durchaus bewusst zu sein, aber die Geschichte lehrt uns, dass die Wirtschaftsaktivität und der Konjunkturzyklus eine größere Rolle spielen können.

Marktupdate

Die Marktbewegungen verstehen
 

Es ist etwas mehr als zwei Wochen her, seit die Nachricht vom Israel-Hamas-Konflikt um die Welt ging, und die Folgen dauern an.

Die Zahl der Opfer war verheerend. Während sich die Spannungen am Wochenende fortsetzten, scheint sich vielerorts die Frage nach einer größeren Eskalation zu stellen.

Die Märkte haben indes nicht so reagiert, wie man vielleicht erwarten würde. Ignorieren sie die geopolitischen Risiken?

Kurz gesagt: Wir glauben nicht. Die Märkte sind sich des Konflikts in Israel und Gaza offenbar sehr wohl bewusst, und sie berücksichtigen das, was bisher bekannt ist. Die Lage könnte sich ändern, wenn die Situation eskaliert (wie wir letzte Woche erläutert haben), aber derzeit verhalten sich die Märkte mehr oder weniger im Einklang mit früheren geopolitischen Ereignissen, wobei das allgemeine wirtschaftliche Umfeld und der Konjunkturzyklus stärker im Vordergrund stehen.

Heute werfen wir einen genaueren Blick auf die Preisentwicklung.

Die Vermögenswerte mit dem engsten Bezug zum Konflikt haben die stärkste Bewegung verzeichnet.

Seit Beginn der Gefechte hat die israelische Währung – der Schekel – gegenüber dem
US-Dollar mehr als 5 % eingebüßt, und sowohl Öl als auch der sichere Hafen Gold sind im Preis um fast 10 % gestiegen.

Das signalisiert eine gewisse Besorgnis, aber nicht unbedingt das größere Risiko eines breiteren Konflikts. Zum Vergleich: Der Jom-Kippur-Krieg von 1973 (der sich in diesem Monat zum 50. Mal jährt) betraf eine größere Gruppe von Nationen und zog ein Ölembargo der arabischen OPEC-Länder nach sich, das dramatische Folgen hatte. Das Embargo beeinträchtigte das Angebot erheblich und löste dadurch einen Anstieg der Ölpreise um
über 300 %, eine höhere Inflation, eine Rezession und eine längere Talfahrt der Aktienmärkte aus.

Da es derzeit keine Hinweise darauf gibt, dass ähnliche Maßnahmen ergriffen werden
und keine Seite in diesem Konflikt ein bedeutender Akteur im Ölgeschäft ist, war keine Neuausrichtung der Märkte erforderlich. Gleichwohl beobachten wir das Risiko einer Eskalation genau – insbesondere ein Szenario, das den Iran, der 4 % des weltweiten Ölangebots erzeugt, formal involviert.

Diese Liniendiagramme zeigen links den Preis für Rohöl der Sorte Brent und rechts den Preis für Gold. Die linke Grafik zeigt, dass die Brent-Rohölpreise Anfang Juni bei 73 US-Dollar pro Barrel beginnen und sich im ersten Monat auf dem Niveau von ungefähr 75 US-Dollar bewegen. Im Juli und Anfang August steigen die Ölpreise von unter 75 US-Dollar auf 88 US-Dollar am 8. August. Danach sehen wir Ende August einen leichten Rückgang auf 84 US-Dollar, bevor es zu einem starken Anstieg auf ein Serienhoch von 97 US-Dollar am 27. September kommt. Am Tag, an dem der Krieg zwischen Israel und der Hamas begann, sinken die Preise dann deutlich auf 85 US-Dollar. Seitdem ist der Ölpreis wieder auf das aktuelle Niveau von 93 US-Dollar gestiegen. Die rechte Grafik zeigt, dass die Goldpreise im Juni bei 1.980 US-Dollar beginnen und im Laufe des ersten Monats zunächst bis zum 28. Juni auf 1.907 US-Dollar fallen. Die Goldpreise schwanken dann in den folgenden Monaten zwischen 1.900 und 1.950 US-Dollar, bevor sie Ende September und Anfang Oktober auf ein Serientief von 1.820 US-Dollar fallen, zu dem Zeitpunkt, als der Israel-Hamas-Krieg begann. Seitdem gab es eine deutliche Erholung auf das aktuelle Niveau von 1.980 US-Dollar, das ein Serienhoch markiert.

An den breiteren Aktien- und Anleihenmärkten scheinen eher andere Faktoren eine Rolle zu spielen.

Die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen stiegen letzte Woche weiter an und näherten sich der Marke von 5 %. Auch die Renditen in Großbritannien und der Eurozone legten zu. Allerdings tendieren die Renditen längerfristiger Anleihen schon seit Mai nach oben (lange bevor der Konflikt bekannt wurde), und hier scheint ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren am Werk:

  • Wachstum: Die US-Wirtschaft ist im dritten Quartal voraussichtlich um 3 % oder mehr gewachsen. Der Arbeitsmarkt ist nach wie vor robust. Die Verbraucher sind weiterhin in Konsumlaune. Zudem sorgen die Investitionsausgaben im Rahmen der Industriepolitik für starken Rückenwind.
  • Geldpolitik: Angesichts hoher Wachstumsraten und der hartnäckigen Inflation haben die Währungshüter entschlossen signalisiert, dass sie für längere Zeit an höheren Zinsen festzuhalten gedenken. Auch wenn die Zentralbanken ihre Zinserhöhungen also möglicherweise abgeschlossen (oder fast abgeschlossen) haben, ist die Straffung noch nicht vorbei.
  • Haushaltsdefizite: Das US-Finanzministerium musste in diesem Jahr mehr Anleihen ausgeben als erwartet, um das Staatsdefizit zu finanzieren. Da Präsident Biden den US-Kongress in Kürze um weitere Mittel (in Milliardenhöhe) bitten wird, um ein Hilfspaket für Israel und die Ukraine zu schnüren, ist dieser Umstand noch stärker in den Fokus gerückt. Bei ansonsten gleichen Bedingungen führt ein größeres Angebot an US-Staatsanleihen zu sinkenden Preisen und steigenden Renditen.
  • Dysfunktion in Washington: Das Drama geht weiter, und das Repräsentantenhaus ist nun seit 20 Tagen ohne Sprecher. Das weckt kein großes Vertrauen in die Fähigkeit der politischen Entscheidungsträger, sowohl den kurzfristigen Ausgabenbedarf als auch die langfristige Schuldenproblematik anzugehen, zumal wir auf die Haushaltsfrist am 17. November zusteuern, um einen Regierungsstillstand zu vermeiden.
  • Technische Marktfaktoren: Positionierung, Dynamik und Trendfolgestrategien scheinen die Marktbewegungen der letzten Monate ebenfalls noch zu verstärken.
Die Grafik stellt die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen im Jahr 2023 dar, wobei im Laufe des Jahres verschiedene Ereignisse hervorgehoben werden. Die Linie begann am 2. Januar 2023 bei 3,87 %. Die Linie tendiert nach unten, und beim Ereignis „FOMC-Sitzung im Februar“ zeigt der Pfeil auf eine Rendite von etwa 3,41 % am 1. Februar 2023. Die Linie tendiert nach oben bis zum nächsten Ereignis („Krise der US-Regionalbanken“), und am 8. März 2023 betrug die Rendite 3,99 %. Die Linie tendiert nach unten bis zum nächsten Ereignis („FOMC-Sitzung im Mai löst Spekulationen über längerfristig höhere Zinsen aus“), und am 1. Mai 2023 betrug die Rendite 3,57 %. Die Linie tendiert nach oben bis zum nächsten Ereignis („Bank of Japan lockert ihre Zinskurvenkontrolle“), und am 27. Juli 2023 betrug die Rendite 3,99 %. Die Linie bewegt sich nach unten bis zum nächsten Ereignis („Fitch stuft die Bonität der US-Regierung herab“), und am 31. Juli 2023 betrug die Rendite 3,96 %. Die Linie tendiert nach oben bis zum nächsten Ereignis („US-Finanzministerium erhöht Emissionsvolumen“), und am 9. August 2023 betrug die Rendite 4,00 %. Die Linie tendiert nach oben bis zum nächsten Ereignis („FOMC-Sitzung im September“), und am 22. September 2023 betrug die Rendite 4,43 %. Die Linie endet am 20. Oktober 2023 bei 4,91 %.

Unterdessen notiert der S&P 500 seit Beginn des Konflikts nahezu unverändert und liegt immer noch etwa 20 % über seinen Tiefständen vor einem Jahr.

Bei näherer Betrachtung gerieten die Bewertungen im Laufe des Sommers unter Druck, als die Anleihenrenditen zulegten. In letzter Zeit scheint außerdem der Beginn der Gewinnsaison für das dritte Quartal am meisten im Fokus zu stehen. Es ist noch früh, aber die bisher gemeldeten Zahlen waren solide. Den Banken erging es besser als befürchtet, und obwohl die Technologiebranche ein durchwachsenes Bild vermittelte, gab es nennenswerte Lichtblicke. Insgesamt gehen wir davon aus, dass sich in diesem Quartal nach drei rückläufigen Quartalen in Folge wieder ein Gewinnwachstum ergeben wird. Das ist wichtig, denn auf lange Sicht bestimmen die Gewinne in der Regel die Aktienkurse.

Das Diagramm beschreibt die Gewinnprognosen je Aktie für den S&P 500 seit Januar 2022 in US-Dollar. Die Linie begann am 30. Dezember 2021 bei 217USD. Sie stieg deutlich an und erreichte am 23. Juni 2022 einen Höhepunkt von 236 USD. Dann ging sie deutlich zurück und erreichte am 23. Februar 2023 einen Tiefpunkt von 223 USD. Danach stieg sie wieder an und erreichte am 20. Oktober 2023 ein Niveau von 238 USD.

Alles in allem scheint sich der Markt des Konflikts in Israel und Gaza sehr wohl bewusst zu sein und das bisher Bekannte zu berücksichtigen. Das könnte sich ändern, wenn es zu einer erheblichen Eskalation kommt. Unsere Auswertung der breiteren Marktreaktion auf ähnliche geopolitische Ereignisse legt jedoch nahe, dass der wirtschaftliche Hintergrund und der Konjunkturzyklus die eigentlichen Schlüsselfaktoren sind, die man beobachten sollte.

Investitionsüberlegungen 

Mit der Unsicherheit umgehen
 

Die Märkte müssen sich derzeit mit vielen beweglichen Variablen auseinandersetzen,
von den eskalierenden Spannungen im Nahen Osten über die Gewinne bis hin zu den verklausulierten Äußerungen der US-Notenbank. In Zeiten wie diesen sollte man sich daran erinnern, wie wichtig es ist, investiert zu bleiben, insbesondere in ein diversifiziertes, zielorientiertes Portfolio. Dieser Ansatz hat zahllose Risiken und Phasen der Volatilität überstanden, und wir glauben, dass dies auch in Zukunft möglich sein wird.

Wir sind immer noch der Meinung, dass die Aussichten auf ein Soft-Landing der
US-Wirtschaft gestiegen sind. Höhere Anleihenrenditen können dazu beitragen, die weiterhin zu hohen Wachstums- und Inflationsraten einzudämmen. Zudem glauben wir, dass die aktuellen Bewertungen einen der besseren Ausgangspunkte für Multi-Asset-Investoren bieten, die wir in den letzten zehn Jahren gesehen haben. Aus unserer Sicht bieten Aktien hier Chancen, da angemessenere Bewertungen, positive saisonale Trends und eine konstruktivere Gewinndynamik günstige Rahmenbedingungen schaffen. Auch wenn wir einen weiteren Anstieg der Anleihenrenditen nicht ausschließen können, scheinen die derzeit hohen Niveaus die Investoren für die Unsicherheit zu entschädigen.

Risiken gibt es immer. Ihr Team bei J.P. Morgan kann Ihnen aufzeigen, was das alles für Ihr Portfolio bedeutet.

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JPMorgan Chase Bank, N.A. und seine verbundenen Unternehmen (zusammen „JPMCB“) bieten Anlageprodukte an, die im Rahmen der Trust- und Treuhanddienste bankgeführte Anlage- und Depotkonten umfassen können. Sonstige Anlageprodukte und -dienstleistungen, wie z. B. Brokerage- und Beratungskonten, werden von J.P. Morgan Securities LLC („JPMS“), einem Mitglied von FINRA und SIPC, angeboten. Versicherungsprodukte werden über die Chase Insurance Agency, Inc. (CIA) angeboten, eine lizenzierte Versicherungsagentur, die als Chase Insurance Agency Services, Inc. in Florida tätig ist. JPMCB, JPMS und CIA sind verbundene Gesellschaften unter gemeinsamer Kontrolle von JPMorgan Chase & Co. Die Produkte sind nicht in allen Bundesstaaten erhältlich. Bitte lesen Sie den Haftungsausschluss im Zusammenhang mit diesen Seiten.

ANLAGEPRODUKTE SIND: • NICHT DURCH DIE FDIC VERSICHERT • KEINE EINLAGEN ODER ANDERWEITIGEN VERPFLICHTUNGEN ODER GARANTIEN DER JPMORGAN CHASE BANK, N.A. ODER DEREN VERBUNDENEN GESELLSCHAFTEN • UNTERLIEGEN ANLAGERISIKEN EINSCHLIESSLICH DES MÖGLICHEN VERLUSTES DES INVESTIERTEN GESAMTBETRAGS
Einlageprodukte, wie z. B. Girokonten, Spareinlagen und Bankkredite sowie verbundene Dienstleistungen werden von JPMorgan Chase Bank, N.A. angeboten. FDIC-Mitglied. Keine Kreditzusage. Alle Kreditverlängerungen unterliegen der Kreditgenehmigung.