Anlagestrategie
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Die von Präsident Trump angekündigten Zölle haben Schockwellen an den globalen Märkten ausgelöst. Die weitreichenden Maßnahmen haben den effektiven US-Zollsatz auf etwa 25% erhöht – den höchsten Stand seit über einem Jahrhundert – und damit im Wesentlichen alle Erwartungen übertroffen.
Die Marktbewegungen waren geradezu seismisch. Nach der Ankündigung am 2. April brach der S&P 500 von Donnerstag bis Freitag um 10,5% ein. Damit verzeichnete er seine fünftschlechteste Zwei-Tages-Performance seit dem Zweiten Weltkrieg, die nur von Ereignissen wie COVID-19, der globalen Finanzkrise und dem Schwarzen Montag von 1987 übertroffen wurde. Durch den Kurssturz wurden mehr als 5 Bio. US-Dollar an Marktwert vernichtet – das entspricht der gesamten französischen Volkswirtschaft. Da mit weiteren Verkäufen zu rechnen ist, steht der Index am Rande eines Bärenmarkts.
Auf dieser Seite des Atlantiks hat Europa sämtliche Gewinne des bisherigen Börsenjahres wieder eingebüßt und nähert sich ebenfalls einem Bärenmarkt, während die asiatischen Aktienmärkte am Montag ihren schlechtesten Tag seit 16 Jahren erlebten.
Rückzugsmöglichkeiten gab es kaum. Der US-Dollar und Gold verzeichneten moderatere Verluste, während Anleihen anzogen, da die Rezessionsängste zunehmen und die Händler ihre Wetten auf Zinssenkungen der Zentralbanken entsprechend angepasst haben. Der Markt erwartet nun fünf Zinssenkungen der US-Notenbank (Fed) in diesem Jahr, was einem Leitzins von 3% entspricht. Im Gegenzug sind die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen um 30 Basispunkte eingebrochen und notieren zum ersten Mal seit Oktober unter der Marke von 4%.
Die Situation entwickelt sich derzeit genauso schnell, wie sie begonnen hat. Nachfolgend legen wir die Fakten dar, wie wir sie verstehen. Bei aller Unsicherheit steht eines fest: Angesichts dieser Herausforderungen ist es von entscheidender Bedeutung, die Portfolioresilienz zu stärken.
Das neue Zollpaket sieht einen Universalzoll von 10% auf alle US-Importe vor, der am Sonntag, den 5. April in Kraft trat. Ab Mittwoch, den 9. April fallen darüber hinaus „reziproke“ Zusatzzölle für einzelne Handelspartner an. Die höchsten Zölle betreffen Länder, gegenüber denen die USA ein erhebliches Handelsdefizit aufweisen, wie etwa zusätzliche 34% auf China, 20% auf die EU und 24% auf Japan.
Diese Maßnahmen erweitern die bisherigen Einfuhrzölle, darunter 25% auf Stahl, Aluminium und Autos. Einige Länder und Produkte sind jedoch weiterhin nicht betroffen. Der Handel mit Kanada und Mexiko ist davon ausgenommen, obwohl Waren außerhalb des Freihandelsabkommens USMCA nach wie vor einem Zoll von 25% unterliegen. Bestimmte Produkte wie kritische Mineralien, Gold, Halbleiter, Holz und Kupfer sind ebenfalls ausgeklammert, da die Untersuchungen noch andauern.
Die wichtigsten Fragen lauten nun, wie lange die Zölle bestehen bleiben und wie die Länder reagieren werden. Bisher hat Präsident Trump kein Einlenken erkennen lassen. Zwar gibt es noch ein kurzes Verhandlungsfenster, bevor die reziproken Zölle diese Woche in Kraft treten. Die Geschichte deutet allerdings darauf hin, dass dies eine heikle Angelegenheit sein könnte. Handelspartner lassen sich im Allgemeinen in drei Kategorien einteilen: Diejenigen, die wahrscheinlich verhandeln, diejenigen, die wahrscheinlich weder verhandeln noch zurückschlagen werden, und diejenigen, die wahrscheinlich zurückschlagen werden.
China hat bereits angekündigt, ab Donnerstag einen Gegenzoll von 34% auf US-Importe zu erheben, und rund ein Dutzend weitere US-Firmen auf die Liste unzuverlässiger Unternehmen gesetzt. Die EU möchte verhandeln, wird aber voraussichtlich heute eine Liste mit US-Produkten vorlegen, die möglicherweise mit Zöllen belegt werden könnten. Hinzu kommen bereits bestehende Abgaben auf US-Waren im Wert von 26 Mrd. US-Dollar. Auch Kanada und Vietnam haben ihre Absicht signalisiert, mit Gegenzöllen zu kontern.
Alle weiteren Maßnahmen werden das Endergebnis mitbestimmen, welches weit über den Handel selbst hinausgehen dürfte.
Was wir derzeit erleben, ist nicht nur ein Handelsschock; es ist ein Vertrauensschock. Wenn Anleger nicht in der Lage sind, politische Schritte vorherzusagen, obwohl sie monatelang versuchen, die wechselhafte Haltung der US-Regierung zu entschlüsseln, fällt es unglaublich schwer, die künftige Entwicklung der Wirtschaft, der Unternehmensgewinne und der Märkte zu prognostizieren.
Das ohnehin fragile Vertrauen erlitt einen weiteren Dämpfer, als die Zollberechnungen der Regierung in Frage gestellt wurden, da sie stark von der erklärten Methode abwichen. Denn statt einer Mischung aus tarifären und nichttarifären Handelsbarrieren scheinen die neuen Sätze einer einfachen Regel zu folgen: Maßgeblich ist entweder der Universalzoll von 10% oder (sofern höher) der Betrag, der sich ergibt, wenn man den Handelsüberschuss jedes Landes mit den USA durch seine Exporte in die USA dividiert. Diese grobe Rechnung lässt darauf schließen, dass die Zölle auf die Verringerung der Handelsdefizite abzielen.
Das folgende Streudiagramm verdeutlicht diese Divergenz. Während einige Zölle bemerkenswert hoch ausfallen, sind viele gegen Länder mit minimalen US-Importen gerichtet. Die höchsten Sätze betreffen Vietnam, Thailand, Taiwan, die Schweiz, China, die EU, Malaysia, Korea, Japan, Indien und Großbritannien.
Die Zollsituation ist ein zweischneidiges Schwert: Der Abbau von Handelsschranken könnte der Weltwirtschaft auf lange Sicht zugutekommen, während hohe Zölle und mögliche Vergeltungsmaßnahmen die Probleme noch verschärfen könnten. Angesichts der vielen unbekannten Variablen und des Mangels an historischen Präzedenzfällen ist es schwierig, die Auswirkungen auf das Wachstum abzuschätzen. Unseren groben Berechnungen zufolge könnte die aktuelle Zollpolitik das gesamte erwartete realwirtschaftliche Wachstum sowie das Gewinnwachstum des S&P 500 für dieses Jahr zunichtemachen. Die Inflationsauswirkungen sind komplex, da sich Angebotsschocks und eine schwächere Nachfrage gegenseitig neutralisieren können.
Erste Schätzungen deuten auf einen „stagflationären“ Effekt hin, der die USA am stärksten treffen wird – mit einem rückläufigen Wachstum und einer steigenden Inflation. Die Beibehaltung der Zölle könnte das BIP-Wachstum in den USA um 1,5–2,0% schmälern, was die Wirkung früherer Zölle noch verstärken und das Rezessionsrisiko erhöhen würde. In Europa könnte das Wachstum um etwa 0,5% schrumpfen, da die Zölle 70% der EU-Exporte in die USA betreffen und sich die Stimmung verschlechtert. Die konkreten Auswirkungen werden von der Reaktion und dem Verhandlungsgeschick der EU abhängen. Volkswirtschaften wie Deutschland, wo das verarbeitende Gewerbe einen hohen Stellenwert einnimmt, könnten stärker in Mitleidenschaft gezogen werden als Frankreich oder Spanien. China hat die Zölle zwar deutlich angehoben, allerdings waren die bisherigen Maßnahmen in diesem Jahr weniger disruptiv als frühere Handelskriege.
Der bevorstehende Schlagabtausch und die Reaktionen der Entscheidungsträger auf geld- und fiskalpolitischer Ebene werden ausschlaggebend sein, um die negativen Auswirkungen einzudämmen. Der weltweite Umbruch wird voraussichtlich zu einem Rückgang der Leitzinsen führen. Die Märkte gehen mittlerweile davon aus, dass die Fed die Zinsen bis zum Jahresende in fünf Schritten auf 3,0% und die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Leitzins auf 1,5% senken wird. Einige Regionen wie die EU oder China könnten ihre Konjunkturanreize verstärken. Heute Morgen wird gemeldet, dass China vorgezogene Maßnahmen zur Belebung der Verbraucherausgaben oder die Einrichtung eines Stabilisierungsfonds erwägt, um den Aktienmarkt zu stützen.
Die aktuelle Panik stellt selbst die diszipliniertesten Anleger auf die Probe. Als die Zollankündigung näher rückte, hofften die Märkte auf einen Wendepunkt – einen „schlimmsten Tag“, der die Unsicherheit beseitigt. Dieser Optimismus war fehl am Platz. Sowohl die Dauer als auch die Entwicklung der Zölle sind noch ungewiss, wobei mögliche Vergeltungsmaßnahmen, laufende Verhandlungen sowie die bevorstehenden Gespräche über die Schuldenobergrenze und die Kongresswahlen in den USA weiterhin für Unwägbarkeiten sorgen.
Solange die Unsicherheit hoch bleibt, werden die Märkte dieses Risiko wahrscheinlich widerspiegeln. Der Abverkauf könnte sich noch verstärken, zyklisch ausgerichtete Vermögenswerte könnten angesichts der Sorgen um das globale Wachstum abgestraft werden, und Unternehmen, denen es an Preismacht mangelt oder die preissensible Produkte anbieten, könnten am stärksten unter Druck geraten.
Wie soll ein Investor darauf reagieren? Langfristige Anleger sind oft am besten beraten, wenn sie ihren Kurs beibehalten. Die Märkte haben schon viele Bärenmärkte überstanden, und historisch gesehen sind die Aktienkurse häufiger gestiegen als gefallen.
Dennoch kann in Zeiten hoher Volatilität und Unsicherheit der Eindruck entstehen, als ob Ihnen die Kontrolle über Ihre Investitionen entgleitet. Wer Maßnahmen ergreifen möchte, kann die Portfolioresilienz auf unterschiedliche Weise verbessern. Zum Beispiel lässt sich das allgemeine Risiko durch strukturierte Schuldverschreibungen oder Kernanleihen verringern – ein Lichtblick der jüngsten Marktbewegungen ist der Rückgang der Zinsen. Anleger könnten auch Vermögenswerte wie Gold und Hedgefonds in Erwägung ziehen, die weniger stark mit den öffentlichen Märkten korrelieren, oder das Aktienengagement angesichts sinkender Bewertungen im Rahmen einer breiteren, zielorientierten Strategie aufstocken.
Letztendlich ist es am wichtigsten, zielgerichtet und im Einklang mit Ihrer allgemeinen Finanzplanung zu investieren. Die von uns erstellten Portfolios sind darauf ausgelegt, der Volatilität standzuhalten und verschiedene Zyklen und Herausforderungen zu meistern. Ihr Team bei J.P. Morgan steht Ihnen zur Seite.
Wir halten die hierin enthaltenen Informationen für verlässlich, bieten jedoch keinerlei Gewähr für ihre Richtigkeit und Vollständigkeit. Die in diesem Dokument zum Ausdruck gebrachten Ansichten, Schätzungen, Anlagestrategien und Anlagemeinungen basieren auf den aktuellen Marktbedingungen. Sie stellen unsere persönliche Einschätzung dar und können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern.
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