Anlagestrategie
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Die letzte Woche verlief geradezu dramatisch. Zollturbulenzen, eine fiskalpolitische Kehrtwende und durchwachsene Makrodaten schickten die Märkte auf eine wahre Achterbahnfahrt.
US-Aktien erlitten einen Dämpfer und der S&P 500 musste seinen stärksten Wochenverlust seit sechs Monaten hinnehmen. Damit reagierte der Index zunächst auf das Zollchaos und die schwächere makroökonomische Dynamik, konnte sich später aber wieder stabilisieren, als US-Notenbankchef Powell versicherte, dass die Wirtschaft „in guter Verfassung“ sei.
Während es an den US-Märkten zu Kapitalabflüssen kam, stand Europa im Rampenlicht. Deutschlands mutiger Schritt, ein Finanzpaket von mehreren hundert Milliarden Euro auf den Weg zu bringen, bescherte dem DAX sein bestes Tagesergebnis seit 2022. Die Renditen deutscher Bundesanleihen verbuchten ihren größten wöchentlichen Anstieg seit 1990 und der Euro erzielte seinen stärksten Wochengewinn seit 2009.
Im Folgenden untersuchen wir, wie die wechselhafte US-Zollpolitik und die fiskalische Neuausrichtung in Europa die globalen Märkte verändern – und wie Anleger sich darauf vorbereiten können, indem sie resiliente Portfolios aufbauen.
Die letzte Woche glich einer Achterbahnfahrt, was die Ankündigung von Zöllen betrifft. Der Stand der Dinge änderte sich täglich. Bis Ende der Woche wurde Folgendes umgesetzt:
Der Grund, warum diese Länder ins Visier geraten, liegt auf der Hand: Sie machen rund ein Drittel der US-Importe im Wert von 3,25 Bio. US-Dollar und fast die Hälfte des US-amerikanischen Handelsdefizits von 1,2 Bio. US-Dollar aus. Mexiko deckt etwa ein Drittel der US-Autoimporte ab, Kanada liefert mehr als die Hälfte der US-Rohölimporte und auf China entfallen über 40% der US-Telefonimporte. Der Aufschub bietet Zeit für Verhandlungen und ermöglicht es den US-Unternehmen, die Risiken in der Lieferkette neu zu bewerten.
In der Vergangenheit blieben die Zölle überschaubar und die Unternehmen gaben die Kosten an die Verbraucher weiter. Der aktuelle Satz liegt jedoch deutlich höher. Dies stellt eine Herausforderung dar und setzt Wachstum und Inflation unter Druck. Das Budget Lab der Yale University schätzt, dass die vollständige Umsetzung der oben genannten aufgeschobenen Zölle zu einem Preisanstieg von 1–1,2% führen könnte, was Mehrkosten von bis zu 2.000 US-Dollar für die US-Privathaushalte entspricht.
Unser Basisszenario erwartet höhere Zölle auf chinesische Importe und andere wichtige Produkte. Allerdings besteht auch hier das Risiko einer breiteren Anwendung auf zusätzliche Länder und Warenkategorien. Ab Mittwoch soll ein weiterer Einfuhrzoll von 25% auf sämtliche Stahl- und Aluminiumimporte in die USA in Kraft treten. Darüber hinaus könnten die anstehenden Entscheidungen über Sektoren wie die Automobil-, Pharma- und Halbleiterindustrie einige der höchsten Kosten auf die Verbraucher abwälzen, da diese Bereiche von „essenzieller“ Bedeutung sind.
Ein Blick auf den Handelskrieg von 2018 bietet eine weitere Perspektive. In dieser Zeit verhängten die USA mehrere Zölle, die sich vor allem gegen China richteten, aber auch andere Länder waren betroffen. Die meisten Unternehmen konnten dies verkraften, in fünf der zehn größten Importbranchen gingen die Importkosten sogar zurück. In den Branchen, in denen es zu Preissteigerungen kam, lag der Anstieg im Allgemeinen bei weniger als 2%.
Dennoch gehen wir davon aus, dass der Handelskrieg 2.0 gravierendere Auswirkungen nach sich ziehen wird und die Schlagzeilen weiterhin für Volatilität sorgen dürften.
Die politischen Entscheidungsträger in Europa wagen derzeit mutige Schritte.
Handelskonflikte und geopolitische Spannungen, einschließlich einer möglichen Waffenruhe zwischen Russland und der Ukraine, spielen dabei eine große Rolle. Doch gerade Unsicherheit kann zu entschlossenem Handeln führen, und die Eurozone begegnet diesen „bekannten Unbekannten“ mit einer deutlichen finanzpolitischen Wende, vor allem in Deutschland.
In der vergangenen Woche stellte Deutschland, die größte Volkswirtschaft der Eurozone, ein beispielloses Fiskalpaket vor. Dazu gehören Reformen der strukturellen Schuldenbremse, höhere Verteidigungsausgaben, größere Investitionsspielräume für die Bundesländer und ein Infrastrukturfonds in Höhe von 500 Mrd. Euro für die nächsten zehn Jahre.
Durch die Lockerung der Haushaltszwänge und die Konzentration der Ausgaben auf Verteidigung und Infrastruktur könnte nicht nur Deutschland einen spürbaren Aufschwung erfahren, sondern die gesamte Region von den Folgeeffekten profitieren. Die Europäische Zentralbank (EZB) schätzt, dass diese Maßnahmen in den benachbarten Volkswirtschaften einen einheitlichen Wachstumsschub von 0,1% bewirken werden.
Im Gegensatz zu Deutschland sind andere europäische Länder aufgrund ihrer höheren Schuldenlast allerdings nicht in der Lage, ihre Ausgaben zu steigern. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, mögliche Anpassungen der Haushaltsziele der EU, des Stabilitäts- und Wachstumspakts sowie etwaige Schritte in Richtung einer kohärenten Unterstützung auf EU-Ebene im Auge zu behalten. Einige Maßnahmen sind bereits im Gange: Die Ankündigung Deutschlands fiel zeitlich mit einem Vorschlag der Europäischen Kommission zusammen, die Haushaltsregeln der EU zu lockern und Kredite von bis zu 150 Mrd. Euro für die Wiederaufrüstung und höhere Staatsausgaben zu ermöglichen. Wir erwarten, dass sich auch andere europäische Länder auf ihre Verteidigungsausgaben konzentrieren werden. Schätzungen zufolge könnten die Verteidigungsausgaben des Blocks in den kommenden Jahren auf 2,5–3% des BIP anwachsen.
Hierbei ist zu beachten, dass ein möglicher Wachstumsschub von einem niedrigen Niveau ausgeht. Vor diesen Ankündigungen waren erste Anzeichen einer Stabilisierung zu beobachten. Auf der Sitzung vergangene Woche beschloss der Rat der EZB seine sechste Zinssenkung, merkte jedoch an, dass durch die früheren Senkungen erste grüne Triebe zu erkennen seien, da die Kreditfähigkeit zunehme.
Angesichts der vielversprechenderen Wachstumsaussichten und der anhaltenden Inflationsbekämpfung stellt sich die Frage: Könnte die EZB ihre Zinssenkungen aussetzen? Sollten die fiskalpolitischen Maßnahmen die erwarteten Impulse bewirken und sich die Kreditbedingungen weiter verbessern, wird die EZB das Zinsniveau möglicherweise nicht ganz so aggressiv senken müssen. Der Markt hat seine Erwartungen bereits angepasst und geht für den Rest des Jahres von weniger als zwei Zinsschritten aus.
Trotz der anhaltenden Unsicherheit könnte dieses Jahr ein „Schönes neues Europa“ hervorbringen, da die politischen Entscheidungsträger daran arbeiten, die Zukunft der Region selbst in die Hand zu nehmen.
Sowohl in den USA als auch in Europa führen politische Entscheidungen zu erheblichen Umbrüchen und die Ungewissheit beeinflusst die Stimmung. Europa ist gegen den Kurs der USA nicht immun – weder in Bezug auf die Zölle noch im Hinblick auf die Dominoeffekte einer rückläufigen gesamtwirtschaftlichen Dynamik.
Manche Anleger betrachten Liquidität möglicherweise als sicheren Hafen, der sie vor Risiken schützt. Aufgrund der hohen Unsicherheit ist der Aufbau resilienter Portfolios jedoch von entscheidender Bedeutung. Eine Diversifizierung auf verschiedene Regionen, Themen und Sektoren kann dazu beitragen, Risiken zu mindern und Chancen zu nutzen. Unsere jüngste Analyse von zwölf großen Marktschocks seit den 1990er Jahren ergab, dass eine Aktien-Anleihen-Allokation im Verhältnis 60:40 nach einem Jahr in 75% der Fälle um durchschnittlich 7% besser abschnitt als Barmittel. Nach drei Jahren übertraf die 60/40-Allokation liquide Mittel in allen Fällen um durchschnittlich 21%. Auch unkorrelierte Vermögenswerte wie Gold und Hedgefonds haben sich angesichts der handelsbedingten Volatilität als widerstandsfähig erwiesen.
Die Kluft zwischen den USA und Europa wird in den kommenden Monaten eine Dynamik sein, die es zu beobachten gilt. Europäische Aktien haben zu Jahresbeginn deutlich zugelegt: Besonders hervorzuheben ist die Rally des Stoxx 50 um +12,0%, während der S&P 500 um -1,7% nachgab. Der Abgleich einzelner Regionen miteinander kann jedoch dazu führen, dass das Gesamtbild aus dem Blick gerät. Ein wirkungsvollerer Ansatz könnte darin bestehen, sich auf Bereiche zu konzentrieren, die mit Kapitalinvestitionen verbunden sind. Der Industriesektor eröffnet in beiden Märkten angesichts der expansiven Fiskalpolitik und der geplanten Verteidigungsausgaben attraktive Gelegenheiten. Auch der Technologiesektor steht bei diesen Veränderungen an vorderster Front, wobei sich die Investitionen auf die Entwicklung künstlicher Intelligenz, Cybersicherheit und elektronische Kriegsführung konzentrieren.
Kurzfristig bietet der Anstieg der Renditen die Chance, Erträge aus festverzinslichen Wertpapieren zu sichern, insbesondere in Europa. Die jüngste Stärke des Euro deutet zudem auf das Potenzial für Währungsgewinne hin, zumal die Wachstumsunterschiede gegenüber den USA allmählich nachlassen.
Ihr Team bei JPMorgan steht Ihnen wie immer zur Seite, um Sie durch diese Entwicklungen zu begleiten. Indem wir informiert bleiben und proaktiv handeln, können wir Portfolios aufbauen, die gut positioniert sind, um in einer Welt im Wandel erfolgreich zu sein.
Wir halten die hierin enthaltenen Informationen für verlässlich, bieten jedoch keinerlei Gewähr für ihre Richtigkeit und Vollständigkeit. Die in diesem Dokument zum Ausdruck gebrachten Ansichten, Schätzungen, Anlagestrategien und Anlagemeinungen basieren auf den aktuellen Marktbedingungen. Sie stellen unsere persönliche Einschätzung dar und können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern.
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