Anlagestrategie
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Wichtigste Erkenntnisse:
Eine Entspannung im Handelsstreit zwischen den USA und China löste am Montag eine Marktrally aus.
Nach den verhaltenen Bewegungen der letzten Woche stieg der S&P 500 an diesem Tag um 3%, während der technologielastige Nasdaq 100 um fast 4% zulegte. Der S&P 500 hat seine Verluste seit dem „Tag der Befreiung“ am 2. April inzwischen vollständig wettgemacht. Die Offshore-Aktien in China erzielten ähnliche Kursgewinne und der US-Dollar verzeichnete seinen besten Tag seit der Präsidentschaftswahl; er gab gegenüber dem Euro auf 1,11 nach. Die Renditen von US-Staatsanleihen legten derweil zu, da die Märkte die für dieses Jahr erwarteten Zinssenkungen der US-Notenbank (Fed) teilweise auspreisten.
Diese Rally signalisiert neue Hoffnung auf eine Deeskalation im Konflikt zwischen den USA und ihren wichtigsten Handelspartnern. Nachfolgend gehen wir auf die aktuelle Einigung zwischen den USA und China ein, beurteilen, ob die jüngsten Entwicklungen auf eine echte Entspannung oder eine anhaltende Entkopplung hindeuten, und untersuchen die Auswirkungen für Anleger.
Am Montag kündigten die USA und China eine vorübergehende, 90-tägige Senkung ihrer gegenseitigen Einfuhrzölle an. Die USA werden ihre Zusatzabgaben – also die zusätzlichen Gegenzölle nach dem „Tag der Befreiung“ – von 145% auf 30% absenken, während China seine Zusatzzölle von 125% auf 10% reduzieren wird. Auch wenn dieser Schritt die jüngsten Vergeltungszölle im Wesentlichen rückgängig macht, bleiben die ursprünglichen „Fentanyl-Zölle“ von Trump 2.0 und die Maßnahmen des Phase-Eins-Handelsabkommens aus Trumps erster Amtszeit davon unberührt. Damit liegt der aktuelle Zollsatz der USA gegenüber China bei etwa 50% und der chinesische Zollsatz für die USA bei etwa 30%. Der durchschnittliche effektive US-Zollsatz gegenüber allen Handelspartnern beträgt derzeit insgesamt rund 15%.
Diese Entwicklung ist besonders für kleine US-Unternehmen erfreulich, die einem hohen Preisdruck ausgesetzt sind, und mindert den Exportdruck für China, das seine Lieferketten bereits umgeleitet hat.
Ein zentraler Aspekt der Ankündigung ist die Einrichtung eines Mechanismus für laufende Gespräche, der an die Vereinbarung zwischen dem US-Handelsbeauftragten Robert Lighthizer und Vizepremier Liu He während der ersten Trump-Regierung erinnert. Ein Ergebnis war das Phase-Eins-Handelsabkommen.
Doch obwohl diese Nachrichten durchweg positiv sind, stellt die aktuelle Einigung lediglich eine Pause dar. Die Einzelheiten eines umfassenden Abkommens sind weiterhin unklar.
Zukünftige Fortschritte werden wahrscheinlich phasenweise erfolgen, beginnend mit Maßnahmen zu Fentanyl. Die US-Seite wird Chinas Einhaltung des Phase-Eins-Abkommens genau prüfen und höhere Käufe amerikanischer Waren fordern. Zu den potenziell strittigen Punkten zählen US-Agrarprodukte, Energierohstoffe und strategische Sektoren wie Halbleiter und Arzneimittel, wo die USA Chinas technologischen Fortschritt einschränken wollen. Zukünftige Verhandlungen werden sich wahrscheinlich auch mit nichttarifären Handelshemmnissen befassen, darunter geistige Eigentumsrechte, erzwungene Technologietransfers und der Marktzugang für US-Unternehmen in China.
Das Vertrauen zwischen den beiden Ländern ist nach wie vor gering. Entsprechend schwierig und zeitaufwändig dürfte die Ausgestaltung künftiger Abkommen sein, insbesondere im Hinblick auf strukturelle Aspekte. Der uneinheitliche Ansatz der US-Regierung, die sowohl eine harte als auch eine weiche Linie verfolgt, lässt darauf schließen, dass die künftige Politik gegenüber China wahrscheinlich fragmentiert bleiben wird.
Die jüngste Einigung zwischen den USA und China ist nach der Übereinkunft mit Großbritannien am vergangenen Freitag bereits das zweite große Handelsabkommen, das von der US-Regierung geschlossen wurde. Im Rahmen dieses Abkommens erklärte sich Großbritannien bereit, die Zölle auf Autos auf 10% zu senken und die Metallzölle abzuschaffen. Im Gegenzug reduzierten die USA ihre Zölle auf Stahl, Aluminium und Autos aus Großbritannien.
Dies klingt zwar nach einer vielversprechenden Einigung, die unmittelbaren Auswirkungen sind jedoch gering: Der effektive Zollsatz der USA wird lediglich um 10 Basispunkte gesenkt. Mit Blick auf die Zukunft soll Trumps Team Verhandlungen mit etwa 20 wichtigen Handelspartnern anstreben, doch es bestehen weiterhin Herausforderungen. Die Handelsgespräche mit der EU stecken fest, da sich die Mehrwertsteuer als erhebliches Problem erweist. Japan hat die vollständige Abschaffung der Zölle gefordert und die Verhandlungen mit Südkorea und Vietnam dürften komplex und langwierig sein.
Diese Bemühungen sind eng mit den innenpolitischen Strategien der USA verknüpft. Präsident Trump plant, seine Exekutivbefugnisse zu nutzen, um die Kosten für verschreibungspflichtige Medikamente in den USA zu senken. Dazu sollen die staatlichen Zahlungen an niedrigere Preise im Ausland gekoppelt werden, wodurch die Kosten um 30–80% sinken könnten. Diese Ankündigung hatte bereits Auswirkungen auf die Aktien der Pharmakonzerne: Die Kurse großer Arzneimittelhersteller wie Eli Lilly und Novo Nordisk brachen am Montag ein.
Die derzeitige Entwicklung scheint auf Verhandlungen und eine Beilegung der Konflikte hinauszulaufen, wobei die jüngsten Fortschritte eine deutliche Deeskalation der Spannungen darstellen. Dennoch sind die endgültigen Ziele der Handelspolitik, insbesondere zwischen den USA und China, weiterhin unklar. Auch der Zeitplan für die Erzielung beiderseitig akzeptabler Abkommen ist ungewiss.
Unser Basisszenario geht davon aus, dass sich der effektive Zollsatz für US-Waren weltweit wahrscheinlich zwischen 10% und 20% einpendeln wird. Handelsminister Howard Lutnick hat angedeutet, dass die USA keiner Einigung unter dem Basiszoll von 10% zustimmen werden. Erschwerend kommt hinzu, dass derzeit mehrere große Gerichtsverfahren gegen die Verfassungsmäßigkeit von Trumps Zöllen anhängig sind. Die Anhörungen finden am 13. Mai vor einem Gremium von Richtern statt, die von den Präsidenten Trump, Obama und Reagan ernannt wurden.
Ein Urteil zugunsten der Kläger könnte den Optimismus an den Märkten steigern, doch dürfte die US-Regierung bei einer Entscheidung gegen Trumps Zölle vor dem Obersten Gerichtshof Berufung einlegen. In der Vergangenheit haben die Gerichte der Regierung in Fragen der nationalen Sicherheit einen gewissen Spielraum gewährt, und Trumps Notzölle fallen in diesen Bereich.
Die Wirtschaft und der Aktienmarkt der USA haben sich gegen die Unsicherheit behauptet.
Der S&P 500 hat alle Verluste seit dem Handelsschock am „Tag der Befreiung“ vom 2. April wieder aufgeholt. Diese Widerstandsfähigkeit spiegelt sich auch in den jüngsten makroökonomischen Daten wider: Chinas BIP stieg im ersten Quartal sprunghaft an, und die Ausgaben der Privathaushalte und Unternehmen in den USA verzeichneten solide Zuwächse, trotz eines leichten Rückgangs des BIP aufgrund vorgezogener Importe vor Inkrafttreten der Zölle. Dieser starke Start könnte jedoch auch auf präventive Maßnahmen zur Vorbereitung auf die Zölle zurückzuführen sein, sodass die Nachfrage nur nach vorne verschoben wurde, was zulasten künftiger Ausgaben ginge.
So stiegen beispielsweise die Schiffsimporte der USA im gesamten ersten Quartal, wodurch sich die Einnahmen aus Zoll- und Einfuhrabgaben für das Finanzministerium im April gegenüber März um 60% erhöhten. Auch die Erwartungen hinsichtlich der Investitionsausgaben für den S&P 500 sind seit September gestiegen, obwohl die Stimmung unter den CEOs ihren tiefsten Stand seit 2011 erreicht hat. Die wichtigste Erkenntnis ist, dass die harten Daten zwar trotz der Unsicherheit weiterhin stark sind, aber möglicherweise nicht dagegen immun bleiben – die Auswirkungen der Zölle werden sich in den kommenden Monaten wahrscheinlich noch verstärken, ungeachtet der jüngsten Fortschritte bei den Handelsabkommen.
Aufgrund dieser Situation verharrt die Fed in einer abwartenden Haltung und wägt die Risiken gegenüber einer robusten wirtschaftlichen Ausgangslage ab. Die Wirtschaft wächst weiterhin stetig, der Arbeitsmarkt zeigt keine unmittelbaren Probleme und die Inflation liegt nur knapp über dem Richtwert der Fed. Allerdings haben sich „weiche“ Daten wie die Stimmungs- und Geschäftsklimaindikatoren deutlich verschlechtert, was das Spannungsfeld zwischen Wahrnehmung und Realität unterstreicht.
Insgesamt rechnen wir in den nächsten Monaten mit einer Abschwächung des Wachstums – aber nicht mit einem Zusammenbruch.
Auch wenn die Handelskonflikte in der Schwebe bleiben, müssen sich die Anleger mit diesem Zustand nicht abfinden. Zwar ist das Endergebnis noch unklar: Die Bullen glauben, das Schlimmste sei überstanden, während die Bären vor einer sich verschlechternden Dynamik warnen. Dennoch ist es wichtig, sich auf die Fakten zu konzentrieren und Ihre übergeordneten Anlageziele nicht aus den Augen zu verlieren. Wir sehen zurzeit günstige Gelegenheiten, um uns auf ein verändertes Umfeld einzustellen, auch wenn das Wachstum in den kommenden Monaten unter Druck stehen wird. Der Aufbau einer resilienten Portfoliostruktur durch strategische Planung und Anpassungsfähigkeit ist von entscheidender Bedeutung.
Angesichts einer sich verändernden Weltordnung ist eine Diversifizierung über Regionen und Währungen hinweg unabdingbar. Obwohl es in den letzten Jahren erfolgreich war, US-Vermögenswerte zu bevorzugen und sich auf einen starken Dollar auszurichten (US-Aktien haben den Rest der Welt seit 2010 um mehr als das Doppelte übertroffen), kommt es zunehmend darauf an, eine geografische Diversifizierung in Betracht zu ziehen und die Absicherung des Währungsrisikos zu erwägen. Die Wertentwicklung im bisherigen Jahresverlauf unterstreicht diese Tatsache. Der MSCI World Index, welcher Unternehmen mit hoher und mittlerer Marktkapitalisierung aus 23 Industrieländern umfasst, hat seit Jahresbeginn eine stagnierende Rendite verzeichnet. Ohne die USA (und einschließlich Währungsabsicherung) steigt diese Rendite jedoch deutlich auf über 10%. Dieser Kontrast veranschaulicht die potenziellen Vorteile, die sich ergeben, wenn man auch außerhalb der USA nach Anlagemöglichkeiten sucht.
Wir rechnen im Zuge der Handelsgespräche weiterhin mit Volatilität, wenn sich die Auswirkungen in konkreten Daten niederschlagen. Im Sommer laufen die Zollverzögerungen aus und in den USA stehen erneute Diskussionen über den Haushalt und die Staatsverschuldung an.
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