Anlagestrategie
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Wichtigste Erkenntnisse:
2025 war bislang von Dramatik geprägt. Dies gilt auch für die vergangene Woche, da die Aufmerksamkeit des Marktes zwischen den Zöllen und den US-Haushaltssorgen hin und her wechselte.
Alles begann mit der Herabstufung der US-Bonität durch Moody’s, gefolgt von einer knappen Mehrheit für Präsident Trumps „großes, schönes Gesetz“ im Repräsentantenhaus, wodurch sich die Staatsverschuldung um über 3 Bio. US-Dollar erhöhen könnte. Diese Entwicklungen ließen die Anleihenrenditen weltweit in die Höhe schnellen, insbesondere in Ländern mit größeren Defiziten, wie den USA.
Am Freitag eskalierte das Drama, als Trump neue Zolldrohungen gegen Smartphone-Hersteller und die EU aussprach. Die rasche Aussetzung der EU-Zölle einige Tage später, die bis Juli aufgeschoben wurden, legt jedoch nahe, dass es bei diesen Drohungen eher um eine strategische Verhandlungstaktik ging.
Im Folgenden untersuchen wir beide Ereignisse, die Auswirkungen auf den Markt und wie Anleger sich in diesem Umfeld „Bequem im Unbequemen“ einrichten können – ein zentrales Thema unseres Ausblicks zur Jahresmitte. Auch wenn die makroökonomischen Bedingungen nicht besorgniserregend sind, unterstreicht die Unsicherheit die Notwendigkeit resilienter Portfolios.
Am vergangenen Freitag sorgte Präsident Trump mit zwei erheblichen Zolldrohungen über die sozialen Medien für Unruhe.
Die erste Salve war ein Zoll von 25% auf Smartphones, der sich gegen Giganten wie Apple und Samsung richtete, sofern sie ihre Produktion nicht in die USA verlagern sollten. Trump deutete an, dass die Kosten auf die Unternehmen und nicht auf die Exportländer abgewälzt würden. Damit wich er von seinen bisherigen Zollstrategien ab und schloss sich der traditionellen ökonomischen Denkweise an, wonach Importeure und Verbraucher am stärksten unter Zöllen leiden.
Die zweite Neuigkeit war die Ankündigung eines Sonderzolls von 50% auf EU-Importe, der jedoch nur zwei Tage später nach Gesprächen mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen wieder ausgesetzt wurde. Dies lässt darauf schließen, dass es bei diesem Schritt eher um eine strategische Neuausrichtung der Verhandlungen als um einen klaren Kurswechsel ging – ähnlich wie bei den jüngsten Verhandlungen mit China, in deren Verlauf die anfänglich hohen Zölle drastisch gesenkt wurden, und zwar von 145% auf 30%.
Die Taktik ist allmählich bekannt: Große Forderungen stellen, Druck aufbauen und anschließend herunterhandeln.
Um eine weitere Eskalation zu verhindern, beschleunigt die EU nun die Handelsgespräche. Denn ein Sprung auf 50% würde eine signifikante Verschlechterung bedeuten. Der effektive US-Zollsatz auf EU-Importe lag Anfang 2025 noch bei 1,5%, stieg mit den reziproken Zöllen am „Tag der Befreiung“ auf 20% und beträgt nach der am 9. April angekündigten 90-tägigen weltweiten Zollpause derzeit etwa 9%. Der Aufschub vom 1. Juni auf den 9. Juli fällt zudem mit dem Ende dieser weltweiten Zollpause zusammen, was ebenfalls auf eine zugrunde liegende Verhandlungsstrategie hindeutet.
Darüber hinaus erholten sich die europäischen Aktienmärkte; der Euro Stoxx 50 konnte am Montag alle Verluste seit der Ankündigung vom Freitag wieder wettmachen und liegt seit Jahresbeginn über 10% im Plus (in lokaler Währung). Derweil hat der S&P 500 gegenüber seinen Tiefständen während der Zollturbulenzen um 20% zugelegt und notiert nun im Jahresverlauf nahezu unverändert.
Die Botschaft: Die Anleger gewöhnen sich zunehmend an Trumps Drohungen und gehen oft davon aus, dass diese nicht sofort in vollem Umfang umgesetzt werden. Dennoch bleibt die politische Unsicherheit ein Minenfeld, daher ist Sorglosigkeit nicht angebracht.
Die Risiken könnten sich schon bald in den Wirtschaftsdaten widerspiegeln. Unsere hochfrequenten Daten signalisieren zwar noch keine weitverbreiteten makroökonomischen Spannungen, doch die bestehenden Zölle sind beträchtlich und stellen die größten Handelsbeschränkungen seit dem Zweiten Weltkrieg dar. Wir rechnen nicht mit einer Rezession, erwarten im Sommer jedoch deutlichere Auswirkungen, wenn die Lagerbestände schrumpfen und der Preisdruck zunimmt. Dies entspricht unserer Prognose strukturell höherer Zölle von etwa 15% für alle Handelspartner der USA.
Das Weiße Haus hebt die Zölle ausdrücklich als Einnahmequelle hervor, um hohe geplante Staatsausgaben auszugleichen. Allerdings geht die Rechnung nicht ganz auf. Das Budget Lab der Yale University schätzt, dass durch Zölle in den nächsten zehn Jahren Einnahmen von bis zu 2 Bio. US-Dollar erzielt werden könnten. Doch selbst im günstigsten Fall steigt die Staatsverschuldung weiter an.
Da Handels- und Haushaltsdefizite eng miteinander verknüpft sind, zeigte sich zu Beginn der letzten Woche auch, dass die Anleger den steigenden Fiskalrisiken zunehmend Beachtung schenken.
Die vergangene Woche begann damit, dass Moody's die US-Bonität herabstufte, nach S&P im Jahr 2011 und Fitch im Jahr 2023. Zusätzlich zu den finanzpolitischen Sorgen verabschiedete das Repräsentantenhaus Trumps „Big, Beautiful Bill“ im Eilverfahren mit knapper Mehrheit durch die Haushaltsabstimmung. Das Gesetz umfasst eine Verlängerung der Steuersenkungen, höhere Ausgaben für Verteidigung und Grenzschutz sowie verschärfte Anspruchsvoraussetzungen für das soziale Sicherheitsnetz. Gleichzeitig ist eine Anhebung der Schuldenobergrenze um 4,0 Bio. US-Dollar vorgesehen, wobei der „Tag X“ – an diesem Tag könnten dem US-Finanzministerium möglicherweise die Mittel ausgehen – im Spätsommer näher rückt. Der Gesetzentwurf geht nun an den Senat, wo die Republikaner in Bezug auf dauerhafte Steuersenkungen und Ausgabenkürzungen uneins sind, der politische Druck für eine schnelle Verabschiedung jedoch wächst.
Als Reaktion darauf stiegen die Renditen weltweit sprunghaft an, insbesondere bei längeren Laufzeiten, was zu steileren Renditekurven führte. Die deutlichsten Veränderungen gab es in Ländern mit höheren Defiziten, vor allem in den USA, wo die Rendite 30-jähriger Staatsanleihen auf 5,15% zulegte – ein Niveau, das seit 2023 und davor seit 2007 (vor der globalen Finanzkrise) nicht mehr erreicht wurde. Unterdessen schnitten Staatsanleihen mit kürzerer Laufzeit besser ab. Die Renditen zweijähriger US-Staatsanleihen fielen im Laufe der Woche und der Dollar setzte seinen Abwärtstrend fort.
Die entscheidende Sorge dabei: Ständig steigende Schulden ohne einen konkreten Plan zur Umkehr dieses Trends. Das Congressional Budget Office schätzt, dass das neue Steuergesetz die US-Verschuldung im Laufe des nächsten Jahrzehnts um 3,8 Bio. US-Dollar erhöhen könnte. Die geplanten Kürzungen im Bereich Agrarwirtschaft, Bildung und Energie könnten die Gesamtkosten auf 3,2 Bio. US-Dollar über zehn Jahre bzw. 320 Mrd. US-Dollar pro Jahr reduzieren. Somit würde allein die Aufrechterhaltung des jetzigen Defizitniveaus monatliche Zolleinkünfte in Höhe von 26,6 Mrd. US-Dollar erfordern – die derzeitigen Einnahmen sind davon weit entfernt.
In dieser Hinsicht ist die US-Regierung wie ein Kreditnehmer mit einer Platin-Kreditkarte: Es gibt kein Ausgabenlimit, die Zahlungen werden weiterhin geleistet und die Kreditwürdigkeit ist nach wie vor stabil. Auch wenn noch keine unmittelbare Panik herrscht, steigt der Saldo immer weiter an, und angesichts zunehmender Sorgen um die finanzielle Tragfähigkeit gehen die Gläubiger dazu über, ihre Kreditzinsen anzuheben.
Derzeit wächst das Defizit schneller als die Wirtschaft und sein Anteil am BIP übersteigt das nominale BIP-Wachstum – ein Indiz für eine steigende Schuldenlast im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung. Es gibt jedoch einen Silberstreif am Horizont: Die Renditen für US-Staatsanleihen liegen weiterhin unter dem BIP-Wachstum, das heißt, die Kreditkosten haben das Wachstum noch nicht überholt. Sollten die Kreditkosten jedoch letztlich das BIP-Wachstum übersteigen, könnte sich der Anstieg der Schuldenlast beschleunigen und damit eine größere fiskalische Herausforderung darstellen.
Insgesamt wird der generelle Ausblick durch diese Entwicklungen nicht drastisch verändert, da die Fiskalrisiken allgemein bekannt sind. Die Neuigkeiten unterstreichen jedoch die anhaltenden Aufwärtsrisiken für die Renditen von US-Anleihen und die Gefahren konzentrierter Investitionen in einen einzelnen Markt.
In einer Welt, die von politischer Unsicherheit, fiskalpolitischen Herausforderungen und verlagerten Kapitalströmen geprägt ist, ist die Beibehaltung einer soliden langfristigen Anlagestrategie von entscheidender Bedeutung. Auch wenn sich die Märkte schnell bewegen, ist es noch nicht zu spät, Ihre Positionierung anzupassen. Es kann sich lohnen, den Fokus auf resiliente Vermögenswerte zu legen, die höhere Erträge und unkorrelierte Renditen bieten. Wir haben uns diese Woche auf drei Strategien konzentriert.
Diese drei Möglichkeiten bieten sich an:
1. Diversifikation jenseits des US-Dollars: Während globale Anleger ihre Asset-Allokationen überdenken, ist der Dollar unter Druck geraten, da er mehr ausgibt als er einnimmt (Haushaltsdefizit) und mehr aus anderen Ländern importiert als er exportiert (Handelsdefizit). Um diese Lücken zu schließen, benötigen die USA das Geld ausländischer Investoren. Diese Abhängigkeit von externer Finanzierung macht den Dollar anfällig – sogar im Vergleich zu den anderen G10-Währungen.
Doch mittlerweile wendet sich das Blatt, da ausländische Investoren nun auch Anlagechancen außerhalb der USA erkunden. Dieser Wandel macht deutlich, wie wichtig es ist, Ihre Anlagen international zu diversifizieren und eine Währungsabsicherung in Betracht zu ziehen. Durch eine Diversifizierung können gleichmäßigere und beständigere Renditen erzielt werden. Dies verringert das Risiko einer Überkonzentration und erhöht die Vorteile des Zinseszinseffekts im Laufe der Zeit. Außerhalb der USA sind wir der Meinung, dass die Aktienmärkte in Europa und Japan in diesem Jahr neue Höchststände erreichen dürften.
2. Gold: Der Goldpreis ist seit Jahresbeginn um rund 25% gestiegen. Grund dafür waren die erhöhte Unsicherheit und die starke Nachfrage der Zentralbanken – eine wichtige Säule des Gold-Bullenmarktes der letzten Jahre. Trotz dieser Nachfrage halten viele Zentralbanken, darunter auch China, weniger als 7% ihrer Reserven in Gold, während sich dieser Anteil in Deutschland und den USA auf über 75% beläuft. Diese Diskrepanz bietet eine Wachstumschance, wie die zuletzt rekordhohen Goldimporte nach China belegen. Wir gehen davon aus, dass sich dieser Trend fortsetzt.
Wir sind der Ansicht, dass Gold weiterhin ein zuverlässiger Diversifikator ist, der Widerstandsfähigkeit gegenüber geopolitischen Risiken und steigenden Defiziten bietet.
3. Infrastruktur: Infrastrukturanlagen beinhalten durch langfristige Verträge häufig einen natürlichen Inflationsschutz. Erfahrungsgemäß entfallen über 40% der Infrastrukturerträge auf regelmäßige Einnahmen, was geeigneten Anlegern angesichts der Volatilität an den Anleihenmärkten als Stabilitätsanker dienen kann. Seit dem zweiten Quartal 2008 hat der Infrastruktursektor durchgängig jährliche Renditen im niedrigen zweistelligen Bereich erzielt. Darüber hinaus sind solche Fonds in der Regel global ausgerichtet und bieten somit eine weitere Möglichkeit zur Diversifizierung über verschiedene Regionen und Währungen hinweg.
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