Anlagestrategie
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Die zahlreichen Konjunkturdaten der vergangenen Woche haben unser Vertrauen in unseren Ausblick zur Jahresmitte gestärkt.
Die Disinflation wirkt wie ein kühler Hauch in der Sommerhitze. Für die US-Notenbank (Fed) war dies eine gute Nachricht. Sie stellte klar: Der nächste Schritt wird eine Zinssenkung sein. Die KI-Dynamik nimmt derweil stetig zu. Aktien erreichen weiterhin neue Höchststände und Anleihen verzeichnen eine Rally, aber ganz so eindeutig ist es dann doch nicht – die Risiken bleiben, nicht zuletzt aufgrund der wachsenden Zahl anstehender Wahltermine.
Wie können Anlegerinnen und Anleger dies in ihren Portfolios berücksichtigen? Hier sind fünf Maßnahmen, die derzeit eine Überlegung wert sind.
Am Mittwoch gab es parallel zur Veröffentlichung des aktuellen US-Verbraucherpreisindex (VPI) auch noch eine geldpolitische Sitzung der Fed. Die Stimmung war durchweg positiv.
Sowohl der Gesamt- als auch der Kern-VPI sanken auf den niedrigsten Wert seit Jahren. Der wichtigste Abwärtstreiber war die „starre“ Dienstleistungskomponente, da der von Fed-Chef Powell herangezogene Indikator für Dienstleistungen ohne Wohnraum (die „Super-Kerninflation“) im Mai zum ersten Mal seit 2021 tatsächlich fiel (d. h. ein rückläufiges Preisniveau auswies). Wenige Stunden später signalisierte die Fed, dass die Wirtschaft höhere Zinsen noch eine Weile verkraften könne und der nächste Schritt weiterhin eine Zinssenkung sein werde – wobei sie statt drei jetzt nur noch einen Zinsschritt in diesem Jahr prognostiziert, während sie die weitere Inflationsentwicklung abwartet.
Unterdessen hat die Zinswende andernorts bereits eingesetzt. 20 der 37 von uns beobachteten Zentralbanken befinden sich derzeit im Lockerungsmodus. Das bedeutet, dass erstmals seit über zwei Jahren mehr Zentralbanken ihre Leitzinsen senken als erhöhen.
Die Zeiten ändern sich. Liquidität hat in den letzten zwei Jahren eine wichtige Rolle in den Portfolios gespielt und ist ein notwendiger Teil des individuellen Lebensstils. Die – wenn auch stufenweise – Abkehr von der weltweiten Straffung ist jedoch ein Zeichen dafür, dass die derzeit hohen Barrenditen nicht ewig andauern werden. Dies gilt selbst dann, wenn sich die Leitzinsen auf einem höheren Niveau einpendeln als im letzten Zyklus. Allein in der vergangenen Woche sind die Renditen zweijähriger US-Staatsanleihen um über 20 Basispunkte gesunken. Gleichzeitig verfügen die US-Privathaushalte über mehr als 20 Bio. US-Dollar in bar, die auf Girokonten, in Termineinlagen und Geldmarktfonds hinterlegt sind, verglichen mit rund 15 Bio.
US-Dollar im Jahr 2019. In Europa ergibt sich ein ganz ähnliches Bild, obwohl die Europäische Zentralbank bereits eine erste Zinssenkung vorgenommen hat.
Wir glauben, dass es mittlerweile bessere Gelegenheiten gibt, insbesondere für langfristige Anlegerinnen und Anleger, die ihr Vermögen im Laufe der Zeit vermehren möchten.
Der S&P 500 hat inzwischen 29 Rekordhochs in diesem Jahr erreicht. Wenn seit 1950 so viele Allzeithochs in der ersten Jahreshälfte verzeichnet wurden, lag die Rendite für das Gesamtjahr bei durchschnittlich 20%.
Das aktuelle Umfeld lässt darauf schließen, dass sich der Aufwärtstrend fortsetzt. Die Wirtschaft ist so robust wie seit Jahrzehnten nicht mehr, und die Inflation dürfte sich letztlich im Bereich von 2–3% stabilisieren. In der Vergangenheit waren das quasi die besten Rahmenbedingungen für Aktien. Eine Inflation von unter 3% stützt in der Regel die Aktienbewertungen und kommt zudem den Gewinnen zugute, da die Unternehmen ihre Preise erhöhen und gleichzeitig die Kosten im Griff behalten können.
Wir können dies gerade in Aktion beobachten: Die Gewinnmargen in den Industrieländern nähern sich ihrem höchsten Stand seit Jahrzehnten, ein Indiz dafür, dass die Unternehmen ihre Umsätze effizienter in Gewinne umwandeln können. Darüber hinaus haben die Mega-Cap-Konzerne trotz höherer Zinsen eine außergewöhnliche Ertragskraft bewiesen, und das ist noch nicht alles: In der jüngsten Berichtssaison für das erste Quartal verzeichneten acht von elf Sektoren im S&P 500 ein Gewinnwachstum, wobei 80% der Unternehmen die Erwartungen übertrafen (deutlich mehr als der Durchschnitt der letzten zehn Jahre).
Ungeachtet dieser starken Entwicklung sollten Anleger jedoch auf die Streuung unter der Oberfläche achten. Derzeit hat nur etwa ein Viertel der Aktien die seit Jahresbeginn erzielte Rendite des S&P 500 von 14% übertroffen, das ist fast der niedrigste Wert der letzten zehn Jahre. Dadurch bieten sich Gelegenheiten für aktive Anlageentscheidungen. Wir sehen das größte Potenzial zum Teil in Sektoren wie Technologie, Industrie, zyklischen Konsumgütern und dem Gesundheitswesen und sind stets auf der Suche nach Fehlbewertungen. Zum Beispiel werden einige der hochwertigsten Small- und Mid-Cap-Unternehmen mit einem deutlichen Abschlag gegenüber ihrer Large-Cap-Konkurrenz gehandelt.
Nach der Zinsanpassung können Anleihen ihre eigentliche Aufgabe wieder erfüllen. Mit Ausnahme von US-Staatsanleihen werfen die meisten Segmente festverzinslicher Wertpapiere erstmals seit zwei Jahren eine höhere Rendite ab als Barmittel. Da eine starke (wenn auch nachlassende) Konjunktur für niedrige Ausfallquoten sorgt, sind wir der Meinung, dass Anleger durch die Ausweitung des Bonitätsspektrums sogar noch höhere Renditen erzielen können. Auf diese Weise lässt sich ein starkes Ertragspotenzial und eine Absicherung gegen einen etwaigen Abschwung aufbauen.
Allerdings sind diese Chancen nicht nur auf die „traditionellen“ Kreditmärkte beschränkt. Auch andere Bereiche der Investitionslandschaft zeigen, warum jetzt ein guter Zeitpunkt ist, um als neuer Kreditgeber zu fungieren. Direktkredite, ein Segment des Private-Credit-Geschäfts, bieten Renditen von rund 11%. Wir sind der Meinung, dass Anlegerinnen und Anleger dadurch mehr als ausreichend für potenzielle Ausfallverluste entschädigt werden. Außerdem können spezialisierte Kreditinvestoren davon profitieren, dass nicht alle Kreditnehmer gleich sind, indem sie Unternehmen und ihren Gläubigern bei der Neuverhandlung ihrer Vereinbarungen behilflich sind. Solche „Amend-and-Extend“-Transaktionen haben sich zwischen 2022 und 2023 verzehnfacht.
Der Nachrichtenfluss der letzten Woche hat den Hype um künstliche Intelligenz nur noch verstärkt. Dies gilt nicht nur für die Ankündigung von „Apple Intelligence“, sondern auch für die glänzenden Geschäftszahlen von Unternehmen wie den Softwareriesen Oracle und Adobe sowie dem Chiphersteller Broadcom. Zusammen haben diese vier Unternehmen die Marktkapitalisierung des S&P 500 in der vergangenen Woche um mehr als 450 Mrd. US-Dollar gesteigert.
Im Großen und Ganzen scheint der Markt derzeit zu sondieren, welche KI-Akteure echte Produktivitätszuwächse, Umsatzgenerierung oder beides vorweisen können. Diese Anerkennung gibt es nicht einfach so – nicht einmal für Technologiegiganten. Apple zum Beispiel hinkte seiner Vergleichsgruppe der „Magnificent 7“ seit Jahresbeginn größtenteils hinterher, und es dauerte sogar einige Tage, bis die Märkte seine neuesten Bemühungen wertschätzten.
Wir sind davon überzeugt, dass sich die potenziellen Anwendungsfälle mit der Zeit über nahezu jede Branche erstrecken werden, ganz zu schweigen von der massiven Infrastruktur, die für den Betrieb von KI erforderlich ist. Eine Anfrage bei ChatGPT verbraucht bis zu zehnmal mehr Strom als eine traditionelle Internetsuche. Während wir die Leistungsfähigkeit und die Möglichkeiten der KI entschlüsseln, glauben wir, dass sie einen bahnbrechenden Wandel herbeiführen wird, ähnlich wie das Internet oder die Dampfmaschine. Wie damals ist jedoch auch heute ein scharfes Auge gefragt. Einige der zukünftigen Gewinner existieren vielleicht noch nicht einmal.
Die Risiken unterschiedlicher Art sind offensichtlich. So wurde letzte Woche beispielsweise bekannt, dass in Frankreich vorgezogene Neuwahlen anstehen, und dieses zusätzliche politische Risiko brachte eine gehörige Portion Nervosität mit sich.
Die Entscheidung des französischen Präsidenten Macron, Neuwahlen anzusetzen, kam für viele überraschend. Nachdem seine Partei der Mitte namens „Renaissance“ bei der Europawahl erhebliche Stimmenverluste einfuhr, scheint dieser Schritt ein Versuch zu sein, die Machtverhältnisse zu konsolidieren. Ziel der Abstimmung, die in zwei Runden am 30. Juni und 7. Juli stattfinden soll, ist die Wahl von 577 Abgeordneten in die französische Nationalversammlung. Obwohl Macron noch mindestens bis 2027 im Amt des Präsidenten bleiben wird, könnte der Ausgang dieser Wahlen seine Fähigkeit, Gesetze zu verabschieden, erheblich beeinträchtigen.
Diese Wahlunsicherheit brachte die europäischen Märkte ins Trudeln: Der Euro fiel gegenüber dem britischen Pfund auf ein Zweijahrestief, die europäischen Aktienmärkte tendierten schwächer, und die Renditen französischer Anleihen stiegen sprunghaft an. Mittlerweile liegen die Kreditkosten in Frankreich sogar so deutlich über dem Niveau in Deutschland wie zuletzt während der Euro-Schuldenkrise vor über einem Jahrzehnt. Darin ist ein beträchtlicher Teil der politischen Risikoprämie berücksichtigt.
Doch während der französische CAC 40 Index im Wochenverlauf mehr als 6% einbüßte, verzeichnete der MSCI World erneut Gewinne. Daran zeigt sich, dass die Märkte, die unmittelbar von wichtigen Ereignissen und Unwägbarkeiten betroffen sind, besonders empfindlich reagieren können. In den meisten Fällen wird das weltweite Markt- und Konjunkturumfeld dadurch aber nicht beeinträchtigt.
Das übergeordnete Thema unseres Ausblicks zur Jahresmitte beruht auf der Tatsache, dass die robuste Weltwirtschaft mit echten Risiken einhergeht, die es zu beobachten gilt, gerade im Hinblick auf Wahlen und anhaltende geopolitische Turbulenzen. Anlegerinnen und Anleger müssen deshalb wachsam sein und ihre Portfolios vor destabilisierenden Ereignissen schützen – sei es durch Diversifizierung, steuereffiziente Planung oder Investitionen, die sich an der veränderten Weltordnung orientieren.
Alles in allem sehen wir eine starke Wirtschaft in einer fragilen Welt. Investoren dürften daher in der zweiten Jahreshälfte 2024 einem gesunden Umfeld entgegenblicken. Lesen Sie unseren Ausblick zur Jahresmitte und besprechen Sie ihn mit Ihrem Berater oder Ihrer Beraterin bei J.P. Morgan, um weitere Einblicke zu erhalten.
Wir halten die hierin enthaltenen Informationen für verlässlich, bieten jedoch keinerlei Gewähr für ihre Richtigkeit und Vollständigkeit. Die in diesem Dokument zum Ausdruck gebrachten Ansichten, Schätzungen, Anlagestrategien und Anlagemeinungen basieren auf den aktuellen Marktbedingungen. Sie stellen unsere persönliche Einschätzung dar und können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern.
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