Anlagestrategie
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Wichtigste Erkenntnisse:
Zum Handelsbeginn am Freitag hatten sich die Märkte von ihrem April-Tief erholt: Globale Aktien erreichten Rekordhöhen und der S&P 500 lag nur noch 1,5% unter seinem eigenen Höchststand.
Die Märkte schienen es sich im Unbequemen bequem zu machen, genau wie wir es in unserem Ausblick zur Jahresmitte erwartet hatten. Am Freitag kam jedoch ein neues geopolitisches Risiko hinzu: Die gegenseitigen Angriffe zwischen Israel und dem Iran sorgten für Nervosität an den Börsen.
Angesichts der wachsenden Befürchtungen vor einer Ausweitung des Konflikts verteuerte sich Brent-Rohöl am Freitag um bis zu 14%, bevor sich dieser Anstieg wieder halbierte – der größte Preissprung innerhalb eines Tages seit März 2022. Dieser Dominoeffekt strahlte auch auf andere globale Märkte aus, wenn auch weniger dramatisch: Die europäischen und US-amerikanischen Aktien gaben im Laufe des Tages um über 1% nach. Sichere Häfen wie Gold legten zu und der Dollar stieg leicht an; US-Staatsanleihen gerieten indes unter Druck, da der Ölpreisanstieg die Inflationssorgen schürte.
Aus historischer Sicht haben geopolitische Ereignisse in der Regel nur begrenzte Auswirkungen auf die breiten globalen Märkte. Zum Wochenbeginn machen die Märkte einen Teil ihrer risikoscheuen Reaktion vom Freitag bereits wieder rückgängig. Dennoch sollte man das Potenzial größerer Auswirkungen nicht außer Acht lassen. Nachfolgend erläutern wir, wie der Nahostkonflikt unseren Ausblick infrage stellen könnte und warum wir der Meinung sind, dass die Wirtschaft und die Märkte diesem geopolitischen Schock mittelfristig standhalten können.
Am Donnerstagabend startete Israel Angriffe auf Atomanlagen und militärische Einrichtungen im Iran. Der iranische Gegenschlag folgte am nächsten Tag, und über das Wochenende kam es zu gegenseitigen Angriffen beider Länder mit Todesopfern auf beiden Seiten, darunter hochrangige iranische Militärführer. Während der Konflikt den vierten Tag andauert, haben beide Seiten eine extreme Eskalation bislang vermieden: Der Iran hat sich von den US-Stützpunkten in der Region ferngehalten und Israel hat davon abgesehen, die Förder- und Transportanlagen der iranischen Ölindustrie anzugreifen, und konzentriert sich stattdessen auf andere Energieinfrastrukturen des Landes.
Die USA distanzierten sich umgehend und bestritten jede Beteiligung. Präsident Trump deutete eine mögliche Intervention an, falls die Angriffe fortgesetzt werden sollten, während die für Samstag geplanten Atomgespräche zwischen den USA und dem Iran abgesagt wurden.
Wie die weiteren Reaktionen ausfallen, wird sehr aufschlussreich sein. Im Falle einer Eskalation könnte der Konflikt größere makroökonomische und marktbezogene Konsequenzen nach sich ziehen.
Um den möglichen Einfluss abzuschätzen, beobachten wir folgende Faktoren: 1) Die Auswirkungen auf den Rohstoffsektor, 2) die Auswirkungen auf die Wirtschaft, insbesondere die Inflation und 3) die Folgewirkungen auf die Kursbewegungen.
Der Iran ist ein kleinerer, aber dennoch bedeutsamer Öllieferant und trägt etwa 4% zur weltweiten Produktion bei, wobei China 90% der iranischen Exporte aufkauft. Zum Vergleich: Russlands Anteil an der weltweiten Produktion war fast dreimal so groß, als es den Krieg gegen die Ukraine begann, und weitaus mehr Industrieländer waren auf diese Importe angewiesen.
Das größere Risiko besteht darin, dass der Konflikt auf die breitere Region oder auf wichtige Transitrouten wie die Straße von Hormus übergreift, das kritische Nadelöhr für rund 20% des weltweiten Rohöls. Eine Blockade der Meerenge – die beispiellos wäre – könnte den Transport von 21 Millionen Barrel pro Tag gefährden. Eine Parteinahme regionaler Akteure könnte die Energieversorgung zusätzlich erschweren, da der Nahe Osten etwa ein Drittel der weltweiten Ölproduktion ausmacht.
Höhere Energiepreise könnten wiederum die Stimmung, die Ausgaben und die Investitionen beeinträchtigen. Daher gilt es, die Energielieferkette genau im Auge zu behalten. Sie scheint inzwischen besser gerüstet zu sein, um etwaige Schocks zu verkraften, als in den vergangenen Jahrzehnten. Ein massiver Ausfall würde wahrscheinlich dazu führen, dass die Ölproduzenten ihre Fördermengen erhöhen, da die OPEC+ über Kapazitätsreserven verfügt und sich die US-Produktion in den letzten Jahren dank des Booms im Schiefergas-Fracking als flexibel erwiesen hat.
Die Auswirkungen auf die Wachstums- und Inflationsdaten könnten die Zentralbanken vor eine Herausforderung stellen, sodass die Sitzungen der Bank of Japan, der US-Notenbank und der Bank of England in dieser Woche besonders beachtenswert sind.
Die geopolitischen Spannungen haben die Märkte spürbar verunsichert, doch mit Handelsbeginn am Montag scheint die Nervosität etwas nachzulassen.
Die Märkte, die am unmittelbarsten betroffen sind, reagieren besonders vorsichtig. Die Ölpreise halten sich auf dem Höchststand der letzten Woche von 74 US-Dollar pro Barrel, während die Aktienkurse im Nahen Osten deutlich eingebrochen sind. An anderen Aktien- und Devisenmärkten kam es derweil zu geringeren Schwankungen, wobei einige zu Beginn dieser Woche sogar Gewinne verzeichnen konnten.
Dies deckt sich mit unserer jüngsten historischen Analyse wichtiger geopolitischer Ereignisse, die zu dem Ergebnis kommt, dass solche Vorfälle zwar erhebliche Auswirkungen auf die lokalen Märkte haben können, jedoch oft keinen bleibenden Einfluss auf globale, diversifizierte Aktien ausüben. Für globale Investoren sind die Konjunkturzyklen in der Regel wichtiger. Bedeutende Eskalationen, die das Wirtschaftsgeschehen zu beeinträchtigen drohen, wie die oben genannten Risiken, können allerdings dramatischere Folgen nach sich ziehen. Das Paradebeispiel: Der arabisch-israelische Krieg von 1973, in dessen Verlauf das Ölembargo der OPEC zu einem sprunghaften Anstieg der Ölpreise führte, die Inflation anheizte, eine Rezession auslöste und einen anhaltenden Einbruch der Aktienmärkte zur Folge hatte.
Bislang deutet nichts darauf hin, dass in der jetzigen Situation ähnliche Maßnahmen ergriffen werden. Vielmehr bemühen sich die Volkswirtschaften aktiv um eine größere Unabhängigkeit und Diversifizierung ihrer Energieversorgung. Vor diesem Hintergrund könnten die möglichen Auswirkungen einer Eskalation überschaubarer ausfallen.
Angesichts der großen Unsicherheit kann es hilfreich sein, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Drei Indikatoren der vergangenen Woche deuten darauf hin, dass die Wirtschaft und die Märkte über die nötige Widerstandsfähigkeit verfügen, um geopolitische Herausforderungen zu überwinden.
Das Gesamtbild zeigt, dass der Preisdruck trotz der Zölle weltweit nachlässt. Letzte Woche stiegen sowohl der Verbraucherpreisindex als auch der Erzeugerpreisindex in den USA im Vergleich zum Vormonat lediglich um 0,1% und damit langsamer als erwartet. Wenn die Verbraucher die Hauptlast der Zölle tragen müssten, würden wir dies wahrscheinlich in den Inflationsdaten sehen. Unterdessen könnten Qualitätsunternehmen in den USA, Europa und Japan die Auswirkungen abfedern, da hohe Gewinnmargen dazu beitragen, Preiserhöhungen zu vermeiden.
Auch wenn die Zölle im Laufe des Sommers noch einen gewissen Preisauftrieb bewirken könnten, sind die bisher geringen Auswirkungen der Sonderzölle ermutigend. Zwar könnte ein Ölpreisanstieg aufgrund geopolitischer Spannungen eine größere Bedrohung darstellen, insbesondere wenn die jüngste Entwicklung weiter eskalieren sollte. Es ist jedoch bemerkenswert, dass die Ölpreise trotz des jüngsten Anstiegs immer noch 10% unter ihren Höchstwerten vom Januar liegen.
Nach den Gesprächen zwischen den USA und China in London gab Präsident Donald Trump bekannt, dass man sich auf einen vollständigen Handelsrahmen mit China geeinigt habe. Zu den wichtigsten Punkten zählen Chinas Verpflichtung, die Lieferung von Seltenen Erden zu beschleunigen, die für die Automobil- und Rüstungsindustrie der USA unverzichtbar sind. Im Gegenzug lockert Washington die Visavergabe für chinesische Studierende und einige Exportkontrollen, auch wenn die Beschränkungen für hochentwickelte Chips bestehen bleiben.
Sicherlich sind die Zolldiskussionen damit noch lange nicht beendet. Die globalen Zölle bleiben in Kraft, während sich die Gerichte mit ihrer Rechtmäßigkeit auseinandersetzen. Darüber hinaus hat Trump angekündigt, dass die Länder in den nächsten ein bis zwei Wochen schriftlich über die reziproken Zölle informiert werden. Dennoch stimmt uns die allgemeine Richtung der Handelsgespräche zuversichtlich, da sie auf die Erzielung einer Einigung ausgerichtet sind.
Nachdem die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen in den letzten zwei Monaten um etwa 40 Basispunkte gestiegen waren, gaben sie vergangene Woche um 10 Basispunkte nach (trotz einer leichten Schwankung aufgrund der geopolitischen Nachrichten vom Freitag). Dank der starken Nachfrage bei Auktionen US-amerikanischer Staatsanleihen konnte der Anleihenmarkt wieder Fuß fassen, und es gibt derzeit kaum konkrete Anzeichen für eine Kapitalflucht aus US-Anlagen.
Wir betonen immer wieder, wie wichtig es ist, sich auf geopolitische Bedrohungen vorzubereiten – ein Schwerpunkt, den unser CEO Jamie Dimon in seinem jüngsten Aktionärsbrief hervorgehoben hat. Die Volkswirtschaften passen bereits ihre Lieferketten an und erhöhen die Verteidigungsausgaben, um ihre Sicherheit zu stärken. Angesichts der vorherrschenden Unsicherheit werden die Märkte wahrscheinlich weiterhin auf die Probe gestellt, wobei die Volatilität über die Sommermonate hinaus anhalten dürfte.
Die Geschichte zeigt, dass sich die Beibehaltung eines diversifizierten, zielorientierten Portfolios in zahllosen geopolitischen Krisen, Kriegen, Pandemien und Rezessionen als zuverlässige Strategie erwiesen hat – und das wird aus unserer Sicht auch weiterhin gelten. Die jüngsten Ereignisse verändern unseren konstruktiven Ausblick nicht; die Wirtschaft zeigt sich immer noch robust. Wir empfehlen für Multi-Asset-Portfolios nach wie vor ein normales Risikoniveau und Anleger können die Widerstandsfähigkeit mithilfe der Diversifizierung auf verschiedene Regionen, Sektoren wie Verteidigung und unkorrelierte Vermögenswerte wie Gold, Infrastruktur und Hedgefonds erhöhen.
Wenden Sie sich an Ihr Team bei J.P. Morgan, um zu besprechen, wie Sie die Resilienz Ihres Portfolios gegen geopolitische Risiken stärken können.
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