Da die Marktvolatilität zu sinkenden Bewertungen führt, könnte jetzt ein guter Zeitpunkt sein, über eine Anlage nachzudenken
Nur wenige Investoren werden mit Wohlwollen auf das Jahr 2022 zurückblicken. Russland marschierte in die Ukraine ein, die Aktienmärkte wurden volatil, globale Lieferketten brachen zusammen, und die Inflation stieg in die Höhe. Um die Preisstabilität wiederherzustellen, erhöhte die US-Notenbank (Fed) die Zinsen so schnell wie zuletzt in den 1980er Jahren.
Im Jahr 2023 könnte sich die Inflation allmählich abkühlen, aber die Zinssätze bleiben hoch, was zu Liquiditätsproblemen in der Bankenbranche führt. Die Gefahr einer Rezession steht weiterhin im Raum. Es gibt diese Herausforderungen, aber wir sehen dieses Jahr neue Gelegenheiten an den Privatmärkten, da die Volatilität anhält und die Bewertungen attraktiver werden. Fonds, die jetzt aufgelegt werden, könnten im Laufe der Zeit aus unserer Sicht starke relative Erträge erzielen.
Die Geschichte spricht für unsere Einschätzung. Manager, die Kapital bereitstellen können, wenn dessen Beschaffung für Unternehmen teurer und schwieriger ist, haben die Möglichkeit, Vermögenswerte zu attraktiven Preisen zu erwerben und sich bessere Geschäftsbedingungen zu sichern. Diese Dynamik hat sich über mehrere Marktzyklen vollzogen – Manager, die Fonds in Zeiten der wirtschaftlichen Anspannung und Marktvolatilität auflegen, erzielen in der Regel eine Outperformance.1
Selbst wenn es der Fed 2023 gelingt, eine weiche Landung für die US-Wirtschaft zu bewerkstelligen, könnte sich dieses Jahr für viele private Märkte als ein gutes Jahr erweisen. Wenn Sie also neue Gelegenheiten bei alternativen Anlagen nutzen möchten, ist jetzt möglicherweise der ideale Zeitpunkt dafür.
Aufnahme privater Märkte in ein Portfolio
Mit den Worten des amerikanischen Generalisten und Gründervaters Benjamin Franklin: „Aus Widrigkeiten entstehen Chancen.“ Auch wenn es verlockend sein mag, in diesem Jahr Risiken abzubauen, indem man mehr Barmittel hält, dürften sich aus der anhaltenden Marktvolatilität immer noch Gelegenheiten ergeben. Aber wo sollen sie herkommen? Und wie gelingt es, sie in Ihr Anlageportfolio aufzunehmen?
Wenn Sie gerade erst anfangen, in die Privatmärkte zu investieren, ist es wichtig, einen ausgewogenen und diversifizierten Ansatz zu wählen – einschließlich einer Diversifizierung nach Anlagejahr sowie nach Strategie und Anlageklasse. Wie guter Wein werden private Investitionen oft nach ihrem Auflegungsjahr (Vintage) benannt. Es gibt das erste Jahr an, in dem ein Fonds in seinem drei- bis fünfjährigen Lebenszyklus seine Anlagetätigkeit aufnimmt. Die Diversifizierung nach Auflegungsjahren kann dazu beitragen, im Laufe der Zeit gleichmäßigere, weniger volatile Erträge zu erzielen.
Ebenso wichtig ist die Diversifizierung nach Manager, Anlagestrategie, geografischer Region und Art des Vermögenswerts – genau wie bei einem Portfolio aus Aktien und Anleihen.
Wenn Sie bereits über ein bestehendes Portfolio alternativer Anlagen verfügen, sollten Sie erwägen, auf Basis Ihrer aktuellen Bestände und langfristigen Anlageziele gezielte Positionen hinzuzufügen.
Einstiegspunkte entstehen über Strategien und Anlagen hinweg
Unabhängig davon, ob Sie neu an den privaten Märkten oder schon ein erfahrener Investor sind, glauben wir, dass die Marktbedingungen im Laufe des Jahres 2023 wahrscheinlich überzeugende Einstiegspunkte bieten werden. Hier sind die wichtigsten Bereiche, in denen wir das größte Potenzial für eine zukünftige Outperformance sehen:
- Core Private Equity: Chancen durch die Volatilität der öffentlichen Märkte
Da sich eine allmähliche Entschleunigung der US-Wirtschaft abzeichnet, ist unserer Meinung nach jetzt ein günstiger Zeitpunkt für eine Kernallokation in Private-Equity-Anlagen. Die Anlagebewertungen hinken den öffentlichen Märkten in der Regel hinterher, sodass investitionswillige Manager zu vernünftigeren Preisen an große, branchenführende Privatunternehmen kommen.
Die Manager dürften auch vom jüngsten Einbruch des Gesamtvolumens an Börsengängen (IPOs) weltweit profitieren.2 Unternehmen, die sich nicht am IPO-Markt finanzieren können, sind möglicherweise gezwungen, länger privat zu bleiben – eine gute Nachricht für Private-Equity-Manager mit reichlich Finanzierungsangebot. Deshalb erwarten viele in diesem Jahr einen erhöhten Dealflow.
Mit Blick auf die Zukunft könnten Manager mit soliden Erfolgsbilanzen in Phasen mit geringem bis gar keinem Wachstum gut aufgestellt sein, um in einer schwierigen Wirtschaftslage voranzukommen. Private-Equity-Manager, die mit ihren Portfoliounternehmen als Eigentümer und Betreiber zusammenarbeiten, Kosten optimieren und ihr Kapitalmarktwissen einbringen, werden ihre Mitbewerber mit viel größerer Wahrscheinlichkeit deutlich übertreffen.3
- Sekundäranlagen: Hochwertige institutionelle Fonds kommen auf den Markt
Wir sehen Chancen auf dem Sekundärmarkt für Private-Equity-Anlagen, denn viele institutionelle Investoren – die ihre Portfolios neu ausrichten müssen, um die Zielallokation einzuhalten – versuchen einen Teil ihrer aktuellen Private-Equity-Bestände zu verkaufen. Diese Dynamik, die entsteht, wenn Institute aufgrund niedrigerer Kurse für öffentliches Aktienkapital Private Equity übergewichten, geht oft mit vergünstigten Angeboten für die Beteiligung an hochwertigen bestehenden Fonds einher.
Die Investition in Sekundäranlagen kann einige deutliche Vorteile mit sich bringen: Investoren können davon profitieren, indem sie Zugang zu einem Portfolio ausgereifter Fonds erhalten, das eine breite Diversifizierung bietet und näher an der Kapitalausschüttung liegt. Sekundäranlagen können auch einen guten Einblick in das zugrunde liegende Vermögensportfolio eines Fonds geben. Wie bei allen Gelegenheiten auf dem Privatmarkt, aber insbesondere bei Sekundäranlagen, ist die Auswahl eines erfahrenen Managers mit einem starken Netzwerk institutioneller Kontakte und einer nachweislichen Erfolgsbilanz bei der Identifizierung hochwertiger Anlagen mit erheblichem Aufwärtspotenzial von entscheidender Bedeutung.
- Wachstums- und Risikokapital: Junge Unternehmen suchen mehr Unterstützung
Wachstumskapital – das hauptsächlich in Technologieunternehmen im mittleren bis späten Stadium investiert wird – bietet Zugang zu Industriesektoren, die über öffentliche Märkte schwer zu erreichen sind. Dazu gehören beispielsweise künstliche Intelligenz (KI), Klimatechnologie und Cybersicherheit. Wie alle Technologieinvestitionen unterliegt jedoch auch Wachstumskapital der Marktvolatilität – und 2022 war keine Ausnahme.
Im vergangenen Jahr verzeichnete Wachstumskapital unter allen Branchensektoren den stärksten Rückgang der Vermögenspreise. Wir gehen davon aus, dass die Bewertungen nachgeben werden, da Kapital weiterhin knapp ist – und dieses Jahr werden es wahrscheinlich viele Unternehmen benötigen.
Manager von Wachstums- und Risikokapital sind bereit, die notwendigen Mittel zur Verfügung zu stellen. Falls Sie Interesse an Innovation und Wachstum haben, denken Sie daran: Im Bereich des Wachstums- und Risikokapitals besteht eine große Kluft zwischen den Managern mit der besten und der schlechtesten Wertentwicklung. Wir glauben, dass Manager mit fundierten Branchenkenntnissen und -netzwerken und der entsprechenden Anlageerfahrung mit schwierigen Zeiten für Wachstumsinvestitionen eher eine Outperformance erzielen werden.
- Infrastruktur: Weltweite Veränderungen schaffen Einstiegspunkte
Auf den globalen Infrastrukturmärkten verändert der strukturelle Wandel die Wettbewerbslandschaft, da weltweit die Digitalisierung beschleunigt, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen verringert und Lieferketten deglobalisiert werden soll. Im Zuge dieser Übergänge wird der Bedarf an neuen, nicht traditionellen digitalen, ökologischen oder industriellen Infrastrukturen wahrscheinlich zunehmen. Gleichzeitig müssen auch viele herkömmliche Infrastrukturanlagen – wie Versorgungs- oder Energieunternehmen – noch zusätzliche Finanzmittel beschaffen.
Wir sehen eine massive Lücke zwischen Infrastrukturinvestitionen und der Nachfrage nach frischem Kapital, die auf fast 3,6 Bio. USD geschätzt wird.4 Dieser Mangel schafft eine Chance für erfahrene Manager mit spezialisiertem Betriebswissen. Investoren, die neu in dieser Anlageklasse sind, sollten unbedingt mit erfahrenen Managern zusammenarbeiten, die mit den Feinheiten der verschiedenen Infrastrukturarten umgehen und eine angemessene Diversifizierung sicherstellen können.
- Private Kredite: Anbieter gewinnen mehr Preismacht
Da die beiden traditionellen Optionen der Kreditfinanzierung – öffentliche Märkte und Banken – weniger verfügbar sind, greifen immer mehr Unternehmen auf private Kredite zurück. Die größere Unsicherheit und geringere Anleihenemissionen an den öffentlichen Märkten haben bereits eine steigende Nachfrage nach privaten Kapitalalternativen bewirkt. Die Emission von Hochzinsanleihen beispielsweise ging zwischen 2021 und 2022 im Jahresvergleich um 78 % zurück; die Emission von Leveraged Loans sank im gleichen Zeitraum um 70% .5 Unterdessen kommt es bei Banken zu Liquiditätsproblemen, die es seit der Finanzkrise 2008 nicht mehr gegeben hat.
In wirtschaftlich schwierigen Zeiten mit angespannter Marktlage können private Kreditverwalter mit verfügbarem Kapital günstigere Konditionen (einschließlich höherer Prämien) für die von ihnen gewährten Kredite verlangen. Diejenigen mit Kenntnissen über Underwriting und den öffentlichen Markt sind bereit zu handeln, insbesondere im Falle eines Ausverkaufs von Hochzinsanleihen und Leveraged Loans.
Selbst wenn die Zinsen unverändert bleiben, rechnen wir damit, dass sich weitere Gelegenheiten bei notleidenden Krediten oder „Sondersituationen“ ergeben werden. Diese Verschiebungen können dazu beitragen, die Performance von Kreditfonds, die im Jahr 2023 aufgelegt werden, zu differenzieren.
Wir können helfen
Wie immer – aber insbesondere bei alternativen Investments – sind Due Diligence und ein selektiver Ansatz unerlässlich, da die Wertentwicklung stark variieren kann.6
Wenn Sie die Möglichkeit einer Investition an den privaten Märkten entdecken möchten, wenden Sie sich bitte an Ihren Ansprechpartner bei J.P. Morgan. Wir finden heraus, welche Strategien am besten geeignet sind, um Ihre langfristigen finanziellen Ziele zu erreichen.
1 Bain & Company, Global Private Equity Report 2023.
2 Bain & Company, Global Private Equity Report 2023.
3 Zum Beispiel wiesen die Private-Equity-Manager im obersten und untersten Quartil im Durchschnitt einen Performanceunterschied von 21 % auf. Bei Hedgefonds ergibt sich zwischen Managern im obersten und untersten Quartil eine Differenz von 13 %. Quellen: Burgiss, NCREIF, Morningstar, PivotalPath, J.P. Morgan Asset Management. Stand der Daten: 30. November 2022. Die Managerverteilung für Hedgefonds basiert auf den jährlichen Erträgen über einen 10-Jahres-Zeitraum bis zum 3. Quartal 2022. Globale Private-Equity-Anlagen sind durch den internen Zinsfuß (IRR) mit einem 10-Jahres-Horizont bis zum 2. Quartal 2022 dargestellt. Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist keine Garantie für die zukünftige Wertentwicklung. Anlagen in einen Index sind nicht möglich.
4 Quellen: McKinsey Global Institute, J.P. Morgan Asset Management. Daten basieren auf Verfügbarkeit zum 31. August 2022.
5Bain & Company, Global Private Equity Report 2023.
6 Zum Beispiel wiesen die Private-Equity-Manager im obersten und untersten Quartil im Durchschnitt einen Performanceunterschied von 21 % auf. Bei Hedgefonds ergibt sich zwischen Managern im obersten und untersten Quartil eine Differenz von 13 %. Quellen: Burgiss, NCREIF, Morningstar, PivotalPath, J.P. Morgan Asset Management. Stand der Daten: 30. November 2022. Die Managerverteilung für Hedgefonds basiert auf den jährlichen Erträgen über einen 10-Jahres-Zeitraum bis zum 3. Quartal 2022. Globale Private-Equity-Anlagen sind durch den internen Zinsfuß (IRR) mit einem 10-Jahres-Horizont bis zum 2. Quartal 2022 dargestellt. Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist keine Garantie für die zukünftige Wertentwicklung. Anlagen in einen Index sind nicht möglich.