Anlagestrategie
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Wichtigste Erkenntnisse:
Die Märkte lieben es, die sprichwörtliche Wand der Sorgen zu erklimmen.
Die positiven Gespräche zwischen den USA und China sowie ein starker US-Arbeitsmarktbericht sorgten letzte Woche für Kursgewinne, doch die Risiken blieben bestehen. Die Debatte über den „One Big Beautiful Bill“ dauerte an, das „Beige Book“ der US-Notenbank – eine Momentaufnahme der wirtschaftlichen Lage – und andere Daten wiesen auf zollbedingte Preissteigerungen und eine nachlassende Dynamik hin, während ein aufsehenerregender Streit in den sozialen Medien die Schlagzeilen beherrschte.
Der S&P 500 durchbrach erstmals seit Februar die Marke von 6.000 Punkten und ist mit einem Plus von 20% seit den Tiefständen im April in den Bereich eines Bullenmarktes vorgedrungen. Inzwischen liegt er nur noch 2% unter seinen Allzeithochs.
Auf dieser Seite des Atlantiks senkte die Europäische Zentralbank zum siebten Mal die Zinsen, sodass der Einlagenzins auf 2% sank. Präsidentin Lagarde deutete an, dass sich der Lockerungszyklus dem Ende zuneigt, und die Märkte preisen nur noch eine weitere Zinssenkung ein – ein starker Kontrast zur US-Geldpolitik.
Da die politische Unsicherheit in den USA weiterhin im Vordergrund steht, konzentrieren wir uns diese Woche auf Washington. Nachfolgend erläutern wir drei wichtige Themen, die wir beobachten – und wie diese sich auf Sie auswirken könnten.
Der als „One Big Beautiful Bill“ bezeichnete Gesetzentwurf sorgt in Washington – und weltweit – für Aufregung, während er vom Repräsentantenhaus an den Senat weitergeleitet wird, wo die Republikaner in der Frage dauerhafter Steuersenkungen und Ausgabenkürzungen uneins sind.
Nun hat sich die Rechnungsbehörde im US-Kongress (Congressional Budget Office, CBO) zu Wort gemeldet, was gute und schlechte Nachrichten mit sich bringt.
Die gute Nachricht: Das CBO schätzt, dass das Gesetz zusammen mit der Zollpolitik der Regierung das Primärdefizit der USA (ohne Zinsaufwand) im Laufe der nächsten zehn Jahre senken könnte. Die Zahlen lauten wie folgt: Das Steuergesetz wird das Defizit voraussichtlich um 2,4 Bio. US-Dollar erhöhen, bedingt durch Steuerausfälle von 3,7 Bio. US-Dollar und Ausgabenkürzungen von 1,25 Bio. US-Dollar – eine stattliche Summe, aber weniger als die ursprüngliche Schätzung von 3,8 Bio. US-Dollar.
Gleichzeitig prognostiziert das CBO, dass Trumps Zölle das Defizit um 2,8 Bio. US-Dollar senken könnten. Insgesamt dürften diese beiden Maßnahmen das Defizit in den nächsten zehn Jahren also um etwa 400 Mrd. US-Dollar verringern.
Die schlechte Nachricht: Der Zinsaufwand ist in der Analyse des CBO nicht berücksichtigt. Die Defizite werden also wahrscheinlich weiter steigen, wenn diese Kosten miteinbezogen werden – vor allem, wenn die Kreditkosten unverändert bleiben. Hinzu kommen die möglichen sozialen Auswirkungen: Bis 2034 werden nach Schätzungen des CBO 10,9 Millionen Menschen aufgrund des Gesetzes ohne Krankenversicherung sein.
Die Realität: Die künftige Höhe des Defizits ist schwer abzuschätzen, und die Prognosen werden sich wahrscheinlich ständig ändern. So spielen etwa die Zölle für den Ausgleich von 2,8 Bio. US-Dollar eine wichtige Rolle, aber ihre Entwicklung ist ungewiss, insbesondere da noch Gerichtsverfahren ausstehend sind. Außerdem muss der Gesetzentwurf zunächst den Senat passieren, dessen Änderungen ebenfalls Einfluss auf diese Zahlen nehmen könnten.
Obwohl die jüngste Defizitprognose des CBO besser ausfällt als ursprünglich erwartet, bleibt die Haushaltslage der USA weiterhin problematisch. Wir gehen davon aus, dass das Haushaltsdefizit weiter steigen wird, insbesondere unter Berücksichtigung des Zinsaufwands. Dieser fiskalische Druck könnte dazu führen, dass die Anleger eine Entschädigung für die zusätzliche Unsicherheit verlangen, was höhere Renditeforderungen für langfristige Anleihen (Laufzeitprämie) und kontinuierliche Preisschwankungen (Volatilität) zur Folge haben könnte.
Daher halten wir es für ratsam, sich auf Anleihen mit kürzerer Laufzeit zu konzentrieren, die stärker von den Maßnahmen der US-Notenbank beeinflusst werden, und Gold zur Absicherung gegen die anhaltenden Bedenken in Betracht zu ziehen.
Der „One Big Beautiful Bill“ zielt in erster Linie darauf ab, Trumps Steuersenkungen von 2017 zu verlängern. Insbesondere zwei Bestimmungen in dem 1.000-seitigen Gesetzentwurf, Section 899 und Überweisungen, ziehen jedoch die Aufmerksamkeit ausländischer Investoren auf sich.
Obwohl dazu bislang nur wenige Details vorliegen und es sich möglicherweise eher um Verhandlungstaktik als um Instrumente zur Erzielung von Steuereinnahmen handelt, könnten diese Bestimmungen erhebliche Auswirkungen auf ausländische Investoren haben. Falls diese Maßnahmen tatsächlich umgesetzt werden, könnte die zusätzliche Steuerbelastung Investitionen in den USA abschrecken und den Dollar unter Druck setzen.
Hier ist unser aktueller Kenntnisstand. Wir weisen jedoch darauf hin, dass dies keine Steuerberatung darstellt; wenden Sie sich dazu an qualifizierte Steuerexperten.
Worum es geht: Section 899 ist eine steuerliche „Vergeltungsmaßnahme“ der USA und richtet sich gegen Staaten, Unternehmen und Investoren aus Ländern, die „unfaire ausländische Steuern“ erheben.
Wer die Zielgruppe ist: Der Fokus scheint auf Ländern wie Großbritannien, Australien und EU-Staaten zu liegen, die US-Unternehmen mit einer Steuer auf digitale Dienstleistungen sowie umgeleitete bzw. unterbesteuerte Gewinne belegen. Diese Länder, die auf einer „schwarzen Liste“ stehen, sollen vierteljährlich gemeldet werden.
Was davon betroffen ist: Die größte Auswirkung für Anleger und Märkte dürfte die Quellensteuer auf passive Einkünfte aus den USA sein, wie etwa Dividenden, Zinsen und Lizenzgebühren, die von ausländischen Anlegern erzielt werden. Insbesondere scheinen US-Dividendenzahlungen, Erträge und Kapitalgewinne aus US-Immobilien sowie sämtliche Handels- oder Geschäftseinkünfte in den USA betroffen zu sein.
Was (vielleicht) nicht betroffen ist: Zinsen auf US-amerikanische Staats- und Unternehmensanleihen sowie Einlagen sollten weiterhin von der Steuer befreit sein. Auch Kapitalgewinne, die nicht mit Immobilien in Zusammenhang stehen, dürften weiterhin als nicht aus den USA stammend und daher als nicht steuerpflichtig gelten.
Es besteht jedoch nach wie vor erhebliche Unsicherheit und wir beobachten aufmerksam die Haltung des Senats. Der schrittweise und gezielte Steueransatz der US-Regierung lässt darauf schließen, dass diese Vorschläge ein strategischer Schachzug sein könnten, um die Abgaben für amerikanische Unternehmen im Ausland zu senken.
Sollten diese Bestimmungen verabschiedet werden, könnten sie neben den bestehenden Defizitsorgen dazu führen, dass globale Anleger für Investitionen in US-Vermögenswerte eine zusätzliche Entschädigung – sprich höhere Renditen – verlangen, um die zusätzlichen Steuern und Unsicherheiten zu kompensieren. Dieses Szenario unterstreicht die Notwendigkeit, Portfolios auf andere internationale Märkte wie Europa und Japan zu diversifizieren und die Strategien zur Währungsabsicherung zu überdenken.
Trotz der Hürden im US-Kongress kommt die Deregulierung dem Bankensektor still und leise zugute. Anleger unterschätzen möglicherweise ihre Auswirkungen.
Die Wahlen im Jahr 2024 markierten einen Perspektivwechsel, wobei das Pendel in Richtung der Überzeugung schwang, dass die Banken womöglich überreguliert seien. Nach Jahren strenger Reformen infolge der globalen Finanzkrise zwang die Bankenkrise von 2023 die Banken zusätzlich dazu, ihre Kapitalreserven zu erhöhen, aufgrund der Unsicherheit im Zusammenhang mit den strengeren Basel-III-Endgame-Vorschlägen. Diese Entwicklungen zusammen haben einen erneuten Anstoß zur Deregulierung ausgelöst.
Sollte die Trump-Regierung Ende 2025 die wachstumsfördernden Aspekte ihrer Agenda in den Vordergrund stellen, könnten Bankaktien besonders davon profitieren. US-Finanzminister Scott Bessent ist ein vehementer Befürworter der Deregulierung und betont, dass sie die Kreditvergabe erleichtern und das Wachstum des privaten Sektors ankurbeln werde. Da die Großbanken in den USA derzeit mehr als 200 Mrd. US-Dollar an überschüssigem Kapital halten, könnte eine Lockerung der Kapitalvorschriften diesen Überschuss in vier wichtige Kanäle lenken: Kreditwachstum, Aktienrückkäufe, Änderungen der Leverage-Vorschriften und Konsolidierung des Bankensektors.
Insgesamt könnten höhere Erträge, geringere Kosten, eine aufsichtsrechtliche Konsolidierung und eine gesteigerte Aktivität an den Kapitalmärkten die Rentabilität des Bankensektors verbessern.
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