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Kann das Jahr 2023 noch ein starkes Finish liefern? Anhaltspunkte von der Wall Street bis zur Main Street

31.08.2023

Diese Signale senden wichtige Akteure hinsichtlich der Wirtschaft.

Marktupdate

Was nun? Anhaltspunkte von der Wall Street bis zur Main Street

Die sommerlichen Schwankungen setzten sich letzte Woche fort. Während sich die Anleihenrenditen auf dem Höchststand aus der Zeit der globalen Finanzkrise befinden, konnten Aktien kaum Fuß fassen.

Um uns einen Überblick über die weitere Entwicklung zu verschaffen, haben wir die Wirtschaft aus der Sicht von vier Hauptakteuren untersucht: Zentralbanken, Wall Street, Main Street und die Chefetagen. Hier erläutern wir, was wir dabei festgestellt haben und was es unserer Meinung nach bedeutet.

[1] Zentralbanken: US-Notenbankchef Powell und seine Kollegen äußerten sich letzte Woche in Jackson Hole anlässlich des jährlichen Treffens der Zentralbanker aus aller Welt. Die diesjährige Rede fiel ganz anders aus als im Vorjahr, als die Gesamtinflation in den USA über der Marke von rund 8 % lag und Powell signalisierte, dass die US-Notenbank (Fed) die Zinserhöhungen fortsetzen würde… ohne anzudeuten, wie viele Zinsschritte noch folgen könnten. Angesichts der Befürchtungen, was dies für die Wirtschaft bedeuten könnte, nahm die Rezessionsfixierung zu. Das Konsumklima hatte sich bereits eingetrübt und der US-Immobilienmarkt litt unter akuten Problemen.

Nun zu diesem Jahr. Fed-Chef Powell betonte zwar, dass noch einiges zu tun sei. Vielversprechend ist jedoch, dass sich die Inflation so stark abgekühlt hat und das Wachstum gleichzeitig so robust geblieben ist. Die Fed-Vertreter gehen nicht mehr von einer Rezession aus, und die Verbraucherinnen und Verbraucher blicken weniger besorgt in die Zukunft. Dadurch hat sich die geldpolitische Debatte verlagert: Statt zu fragen, wie hoch die Zinsen sein sollten, geht es nun darum, wie lange die Fed und andere Zentralbanken sie dort belassen sollten.

Wenn sich die Inflation allerdings weiter abkühlt, während die Zentralbanken die Zinsen konstant halten, wird der reale Leitzins (der nominale Leitzins minus Inflation) sogar noch restriktiver. Sofern ein unerwarteter Impuls für einen erneuten Inflationsschub ausbleibt, könnte dies die Voraussetzungen für spätere Zinssenkungen der Fed schaffen (auch wenn Powell das nicht ausdrücklich gesagt hat). Die Märkte erwarten die erste Senkung der US-Leitzinsen im nächsten Sommer, während die Europäische Zentralbank (EZB) und insbesondere die Bank of England (BoE) aufgrund der weiterhin problematischen Inflationsentwicklung ein Stück weit hinterherhinken.

Das Diagramm beschreibt die Leitzinsen der Zentralbanken und die jeweiligen Markterwartungen in Prozent. Die Linie für den Leitzins der Bank of England beginnt bei 0,5 im Januar 2015. Sie bleibt relativ stabil und steigt dann an, nachdem sie im November 2021 ein Niveau von 0,1 erreicht. Der letzte Datenpunkt liegt bei 5,5 im August 2023. Kurz nach diesem letzten Datenpunkt gibt eine gestrichelte Linie den weiteren Verlauf und die zukünftige Prognose für diesen Leitzins an. Demnach wird er voraussichtlich auf 5,8 im Februar 2024 steigen und anschließend auf 5,6 im August 2024 sinken. Die Linie für den US-Leitzins beginnt bei 0,25 im Januar 2015. Sie steigt an und erreicht einen Höhepunkt von 2,5 im Dezember 2018. Bald darauf sinkt sie wieder und erreicht einen Tiefpunkt von 0,25 im März 2020. Sie bleibt vorübergehend stabil und steigt dann rasch auf 5,5 im Juli 2023. Anschließend geht sie in die gestrichelte Linie über, die den impliziten Zins darstellt. Dieser wird voraussichtlich noch etwas ansteigen und im Oktober 2023 ein Niveau von 5,6 erreichen. Dann sinkt die Linie für den impliziten Zins auf den letzten Datenpunkt von 5,0 im Juli 2024. Für den Einlagenzins der Europäischen Zentralbank liegt der erste Datenpunkt bei -0,2 im Januar 2015. Er bleibt stabil, bis er im Juni 2022 ein Niveau von -0,5 erreicht. Dann steigt er rasch auf 3,75 im Juli 2023. Danach geht die Linie in die Zinsprognose über, wonach der Einlagenzins voraussichtlich leicht auf 3,9 im Dezember 2023 steigen wird, bevor er wieder auf 3,5 im Juli 2024 sinkt. Der Leitzins der Bank of Japan beginnt bei 0,1 im Januar 2015. Er bleibt durchgehend stabil, bis zum letzten Datenpunkt von -0,1 im Juni 2023. Dann geht er in den impliziten zukünftigen Leitzins der Bank of Japan über, der voraussichtlich steigen und schließlich einen Höchststand von 0,05 im Juli 2024 erreichen wird.

[2] Wall Street: Die Wall Street ist zum großen Teil noch auf eine Rezession ausgerichtet. Laut Bloomberg liegt die mittlere Wahrscheinlichkeit einer US-Rezession in den nächsten zwölf Monaten bei 60 %. Die Rezessionisten scheinen darauf zu beharren, dass die Last des aggressivsten Straffungszyklus seit Jahrzehnten zwangsläufig zu einem Einbruch führen muss. Doch nicht alle an der Wall Street sind so überzeugt wie letztes Jahr. Einige andere (darunter auch wir) sind zum Szenario einer „sanften Landung“ übergegangen, das zwar eine Verlangsamung, aber keinen Stillstand der wirtschaftlichen Aktivität prognostiziert.

Wie auch immer, dieser Wandel schlägt sich allmählich in der Positionierung der Fondsmanager nieder. Laut der neuesten Umfrage der Bank of America ist die Stimmung unter Fondsmanagern (wenn auch weiterhin schwach) so wenig pessimistisch wie seit Februar 2022 nicht mehr. Die Barallokationen sind auf unter 5 % des verwalteten Vermögens und damit auf den tiefsten Stand seit November 2021 gesunken. Außerdem ist wohl zumindest ein Teil dieser liquiden Mittel in Risikoanlagen geflossen, da die Manager bei Aktien nun die geringste Untergewichtung seit April letzten Jahres aufweisen (auch wenn sie immer noch etwa 11 % untergewichtet sind).

[3] Main Street: Natürlich gibt es einige Schmerzpunkte: Die Zinsen für 30-jährige Festhypotheken erreichten in den USA letzte Woche ein neues 22-Jahres-Hoch, die Zahlungsausfälle bei Kreditkarten nehmen zu (von einem sehr niedrigen Niveau aus), da einige Verbraucher ihre Einkäufe auf Kredit finanzieren, und das Ende des Zahlungsaufschubs für US-Studienkredite dürfte den Geldbeutel der Millennials belasten.

Aber selbst angesichts dieser Herausforderungen haben die Menschen ihr Verhalten nicht allzu sehr geändert. Die jüngste Messung der US-Einzelhandelsumsätze zeigte, dass die Ausgaben weiterhin recht solide sind, und die Gewinne großer Einzelhändler wie Target, Walmart, Home Depot, Lowe’s und TJX (zu dem die Marken TJ Maxx, Marshalls und HomeGoods gehören) wiesen den gleichen Trend aus. Vielmehr scheinen sich die Veränderungen eher am Rande abzuspielen, da die Verbraucher von Markennamen zu preiswerteren Optionen wechseln und sich – nach einem spektakulären Jahr für Dienstleistungen, die unter der Pandemie gelitten hatten – wieder auf Güter zurückbesinnen (der E-Commerce nimmt tatsächlich Fahrt auf).

[4] Chefetagen: Die Unternehmen weltweit sind offenbar nicht sonderlich besorgt. Die eindeutige Erkenntnis aus der Berichtssaison für das zweite Quartal war „besser als erwartet“. Insgesamt dürften die Gewinne im S&P 500 im Vergleich zum Vorjahr um etwas mehr als -4 % zurückgehen, weit entfernt von den -7,3 % zu Beginn des Quartals. Auch die größten Sorgen des letzten Jahres scheinen nachzulassen. Begriffe wie „Inflation“ und „Wirtschaftsabschwung“ werden deutlich seltener erwähnt, und die meisten Geschäftsleitungen wirken von der anhaltenden Nachfrage angenehm überrascht. Darüber hinaus steigen die Gewinnerwartungen der nächsten zwölf Monate für den S&P 500 seit März kontinuierlich an. 

Dieses Diagramm zeigt den Prozentsatz der Unternehmen im S&P 500, die in ihren Gewinnmitteilungen von 2022 bis 2023 die folgenden Schlüsselbegriffe erwähnen: „Inflation“, „Materialkosten“, „Wirtschaftsabschwung“ und „Stellenabbau“. Beim Begriff „Inflation“ sinkt der Prozentsatz der Erwähnungen von 90 % im zweiten Quartal 2022 auf nur noch 68 % im zweiten Quartal 2023. Bei „Materialkosten“ ergibt sich ein Rückgang von 55 % im zweiten Quartal 2022 auf 37 % im zweiten Quartal 2023. Der Begriff „Wirtschaftsabschwung“ sinkt von 34 % auf 11 %, und der „Stellenabbau“ bleibt mit 4 % im zweiten Quartal 2022 und 9 % im zweiten Quartal 2023 relativ unverändert.
Da sie sich kurzfristig weniger Sorgen machen, konzentrieren sich immer mehr Unternehmen darauf, wie sie langfristig weiter wachsen können. Die Erwähnungen von „KI“ sind sprunghaft angestiegen, und Unternehmen aus allen Branchen erhöhen ihre Investitionen. Der überwältigende Gewinnbericht von Nvidia letzte Woche war ein typisches Beispiel. Der Chiphersteller signalisierte, dass die ohnehin starke Nachfrage noch weiter zunehmen könnte, und erhöhte seine Umsatzerwartungen für das kommende Quartal auf etwa 16 Mrd. US-Dollar – mehr als 20 % über der Konsensschätzung. Solche Zahlen deuten darauf hin, dass der Nutzen über Nvidia hinausgeht. Der eigentliche Gradmesser wird sein, welche Unternehmen die KI in den nächsten Jahren erfolgreich integrieren und effektiv einsetzen.
Dieses Diagramm zeigt die Anzahl der Erwähnungen des Begriffs „KI“ in den Gewinnmitteilungen von Unternehmen im S&P 500 von 2013 bis 2023. Von etwa 2013 bis 2016 sind im Jahresvergleich nur moderate Zuwächse zu verzeichnen, wobei die Zahlen lediglich von ca. 2 auf ca. 8 ansteigen. Ab diesem Zeitpunkt ist ein stetiger Anstieg zu beobachten, und zwar von 16 im dritten Quartal 2016 auf 68 im vierten Quartal 2021. Nur im jüngsten Beobachtungszeitraum (im ersten Quartal 2023) ergibt sich ein außergewöhnlicher Anstieg von 78 im Vorquartal auf 110. Dies veranschaulicht das enorme Wachstum der KI-Bewegung, aber auch den Spielraum für weitere Steigerungen.

Kann das Jahr 2023 also noch ein starkes Finish liefern?

Wir glauben ja. Auch wenn es nach wie vor Dinge gibt, die wir nicht wissen, deuten die Anhaltspunkte der wichtigsten Akteure – Zentralbanken, Wall Street, Main Street und die Chefetagen – darauf hin, dass die Aussichten heute besser sind als noch vor einem Jahr.

Nach der spätsommerlichen Aktienschwäche erscheinen die Bewertungen weniger ausgereizt als zuvor. Somit bietet sich eine weitere Chance, um das Aktienengagement wieder aufzubauen – vor allem in Marktsegmenten, die dieses Jahr nicht so stark gestiegen sind. Während sich unser Einstieg in Anleihen letztes Jahr als schwierig erwies, bieten die höheren Zinsen heute einen besseren Einstiegspunkt und eine noch größere Absicherung gegen unerwartete Ausschläge. Wer bereit ist, mehr Risiko einzugehen, könnte im Private-Credit-Bereich fündig werden.

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  • bezieht sich möglicherweise nicht auf Risiken, die mit Anlagen in Fremdwährung assoziiert sind; und
  • bezieht sich nicht auf australische Steuerfragen.

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Um weitere Informationen über das Investmentgeschäft von J.P. Morgan, einschließlich unserer Konten, Produkte und Dienstleistungen, sowie unsere Beziehung zu Ihnen zu erhalten, lesen Sie bitte unser CRS-Formular von J.P. Morgan Securities LLC und den Leitfaden für Investmentdienstleistungen und Brokerage-Produkte.

 

JPMorgan Chase Bank, N.A. und seine verbundenen Unternehmen (zusammen „JPMCB“) bieten Anlageprodukte an, die im Rahmen der Trust- und Treuhanddienste bankgeführte Anlage- und Depotkonten umfassen können. Sonstige Anlageprodukte und -dienstleistungen, wie z. B. Brokerage- und Beratungskonten, werden von J.P. Morgan Securities LLC („JPMS“), einem Mitglied von FINRA und SIPC, angeboten. Versicherungsprodukte werden über die Chase Insurance Agency, Inc. (CIA) angeboten, eine lizenzierte Versicherungsagentur, die als Chase Insurance Agency Services, Inc. in Florida tätig ist. JPMCB, JPMS und CIA sind verbundene Gesellschaften unter gemeinsamer Kontrolle von JPMorgan Chase & Co. Die Produkte sind nicht in allen Bundesstaaten erhältlich. Bitte lesen Sie den Haftungsausschluss im Zusammenhang mit diesen Seiten.

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