Anlagestrategie
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Wenn die Beobachtung der Märkte zum Tagesgeschäft gehört, hat man leicht das Gefühl, dass jeder einzelne Datenpunkt und jede kleinste Kursbewegung die wichtigsten seien.
In Wahrheit fügen sich alle neuen Informationen zu einem längeren Faden zusammen. Am Ende ergeben diese Fäden ein Gesamtgeflecht, das unsere Sicht auf die allgemeine Wirtschaftslage und die Finanzmärkte prägt.
Wer jeden Tag aufmerksam bei der Sache ist, behält neue Informationen besser im Blick. Umso schwieriger kann es jedoch sein, die Muster zu erkennen, die im Laufe der Zeit entstehen.
Diese Woche haben wir versucht, den Blickwinkel zu erweitern, um auf die größeren Trends einzugehen, die sich im ersten Quartal des Jahres herausgebildet haben. Folgende Aspekte fallen dabei auf:
Allein für die USA haben die Anlegerinnen und Anleger in diesem Jahr bisher 65 neue Datenpunkte zur Inflation erhalten – also etwa einen pro Geschäftstag. Der wichtigste Einzelindikator ist der sogenannte PCE-Deflator, der bevorzugte Maßstab der US-Notenbank (Fed) für die allgemeinen Verbraucherpreise. Derzeit beträgt er 2,5%. Dies liegt deutlich unter dem Höchststand nach der Pandemie von über 7% im Juni 2022 und entspricht fast genau dem Median der Inflationsrate seit 1980. In Europa wurde für März letzte Woche eine Gesamtteuerung von 2,4% gemeldet – ein Rückgang gegenüber dem Höchststand von knapp 11%. Auch anderswo geht die Entwicklung in die richtige Richtung.
Obwohl die Inflation immer noch etwa 50 Basispunkte über den Zielvorgaben der Zentralbanken liegt, hat sie sich soweit normalisiert, dass die Währungshüter die Zinsen dieses Jahr einige Male senken könnten – eine Einschätzung, die Fed-Chef Jerome Powell in einer Rede am vergangenen Mittwoch bekräftigte.
Noch ermutigender ist die Tatsache, dass sich die Inflation normalisiert, während gleichzeitig die „Angebotsseite“ der US-Wirtschaft (also der Teil, der Waren und Dienstleistungen tatsächlich produziert) offenbar ihre Kapazitäten erweitert. Die Erwerbsbeteiligung von Personen im Haupterwerbsalter hat in den USA den höchsten Stand seit Anfang der 2000er Jahre erreicht, unter anderem dank eines Zuwanderungsschubs. Zudem erzeugt jede Arbeitskraft mehr Leistung. Der vierteljährliche Produktivitätszuwachs hat sich auf ein normaleres Niveau erholt, nachdem er 2022 überwiegend rückläufig war. All dies deutet darauf hin, dass ein kontinuierliches Wachstum möglicherweise nicht zu einer unerwünschten zweiten Inflationswelle führen wird. Das sind gute Nachrichten, denn…
Im vergangenen Jahr hat die US-Wirtschaft sowohl die Erwartungen der Ökonomen übertroffen, als auch die meisten anderen Regionen weltweit outperformed. Für 2024 gibt es bislang Anzeichen dafür, dass das US-Wachstum nach wie vor robust ist und sich das Wachstum im Rest der Welt beschleunigen könnte.
Die globalen Wirtschaftsdaten haben die Prognosen zuletzt so deutlich überboten wie seit über einem Jahr nicht mehr, und die USA liegen weiterhin an der Spitze. Das US-Beschäftigungswachstum hat die Erwartungen seit Jahresbeginn um 332.000 in den Schatten gestellt, die Einkaufsmanagerumfragen legen nahe, dass die Aktivität im verarbeitenden Gewerbe zum ersten Mal seit 2022 wieder wächst, und das Konsumklima ist auf dem höchsten Stand seit der Wiedereröffnung nach der COVID-Pandemie im Sommer 2021. Die Atlanta Fed geht davon aus, dass das BIP-Wachstum im ersten Quartal mit 3% über dem Trend liegen wird.
In Europa scheint die Stagnation, die auf Engpässe in der Energieversorgung und die damit verbundenen Preisschocks zurückzuführen war, überwunden zu sein. Allgemeine Dynamik- und Stimmungsindikatoren wie die Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe, das Verbrauchervertrauen und die Umfragen zur Geschäftsentwicklung erholen sich. Die deutschen Konjunkturerwartungen liegen auf dem höchsten Stand seit der russischen Invasion in der Ukraine. Wenn die Europäische Zentralbank dem Beispiel der Fed in Richtung niedrigerer Zinsen folgt, könnte dies den Wachstumsaufschwung festigen.
In China ist die Binnennachfrage weiterhin schwach. Es gibt jedoch Anzeichen einer Stärkung der Exporte und der Fertigungsleistung, während der Großraum Asien von den globalen Investitionsvorhaben im Technologiebereich profitieren dürfte. Die lateinamerikanischen Zentralbanken senken bereits ihre Leitzinsen, um das Wachstum anzukurbeln, und höhere Rohstoffpreise (die Preise für Industriemetalle lassen derzeit ihre Dreijahrestiefs hinter sich) könnten den Exporteuren zugutekommen.
Durch den weltweiten Zinserhöhungszyklus der Notenbanken lagen kreditsensible Aktivitäten wie die Ausgabe von Schuldtiteln, der Dealflow im Private-Equity-Bereich, Fusionen und Übernahmen sowie der Umschlag am US-amerikanischen Wohnimmobilienmarkt gewissermaßen auf Eis. Jetzt, da die Anleger und Zentralbanken davon ausgehen, dass der Zinserhöhungszyklus beendet ist, setzt das Frühjahrstauwetter ein.
Unternehmen mit Investment-Grade-Rating gaben in den USA im ersten Quartal 2024 neue Schuldtitel in Höhe von 530 Mrd. US-Dollar aus, ein Rekord für das erste Quartal. Gleichzeitig blieben die Gesamtkreditkosten trotz höherer Renditen für Staatsanleihen relativ stabil. Grund war die robuste Nachfrage der Investoren. Die erneute Dynamik an den Anleihenmärkten lässt darauf schließen, dass sich Unternehmen und Anleger an dieses höhere Zinsumfeld gewöhnen. Die Emissionen von Hochzinsanleihen erreichten zwar keinen neuen Höchststand, haben sich im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahr jedoch immerhin verdoppelt.
Ebenso ist das Volumen der Fusions- und Übernahmetransaktionen in Nordamerika im Vergleich zum Vorjahr um über 75% gestiegen und der Bestand an zum Verkauf stehenden Wohnimmobilien in den USA wächst seit 20 Wochen in Folge. Insbesondere am Markt für Wohneigentum dürfte ein größeres Angebot zu mehr Transaktionen führen und gleichzeitig die Preise unter Kontrolle halten.
Auch die Stimmung unter den Anlegerinnen und Anlegern hat sich gewandelt. Umfragen deuten darauf hin, dass die Bullen die Bären zahlenmäßig so stark übertreffen wie seit Ende 2021 nicht mehr und die Nettozuflüsse in Aktienfonds der Industrieländer belaufen sich bereits auf fast 100 Mrd. US-Dollar, verglichen mit einem Rückgang von über 20 Mrd. US-Dollar zum gleichen Zeitpunkt im letzten Jahr.
Die Aktivität in den kreditintensiven Sektoren kam allein deshalb wieder in Gang, weil die Notenbanken signalisierten, dass es bald an der Zeit sei, die Zinsen zu senken. Ein entscheidender Faktor für 2024 und darüber hinaus wird sein, wie stark diese Sektoren auf tatsächliche Zinssenkungen reagieren.
Das Umfeld für Anlageportfolios ist konstruktiv. Die Inflation sinkt, aber nicht zu schnell. Die Angebotsseite der Wirtschaft verbessert sich. Das globale Wachstum beschleunigt sich nach einer schwierigen Phase und auch die Aktivität an den Kapitalmärkten nimmt zu. Die Präzedenzfälle für die Aktienkursentwicklung während Zinssenkungszyklen außerhalb von Rezessionen sind eindeutig: Im Durchschnitt hat der S&P 500 um über 30% zugelegt.
Wir gehen davon aus, dass diversifizierte Anlageportfolios auch 2024 eine gute Performance erzielen werden. Allerdings dürfte es auf dem Weg dorthin zu einigen Turbulenzen kommen. Steigende Rohstoffpreise machen die Anleger nervös und geopolitische Spannungen und Wahlen sorgen häufig für Volatilität. Wir weisen darauf hin, dass der S&P 500 im durchschnittlichen Kalenderjahr seit 1980 einen Rückgang vom Hoch- zum Tiefpunkt von etwa -14% verzeichnete. Es wäre eigenartig, wenn es nicht irgendwann zu einer Korrektur ähnlicher Größenordnung käme. Zum Vergleich: Der aktuelle Ausverkauf beträgt bescheidene -2%.
Auch wenn die hohen Bewertungen manche Anlegerinnen und Anleger zögern lassen, geben wir zu bedenken, dass wir mit einer Ausweitung der Performance auf Bereiche rechnen, in denen die Bewertungen weniger hoch sind. Dazu zählen US-amerikanische Small- und Mid-Cap-Titel sowie europäische Aktien. Investment-Grade-Anleihen bieten mit Renditen von knapp 5% einen angemessenen Kupon und ein solides Polster, falls sich das Wachstum deutlich abschwächen sollte. Anleihen dürften ihre Aufgabe in den Anlageportfolios wieder erfüllen.
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Wir halten die hierin enthaltenen Informationen für verlässlich, bieten jedoch keinerlei Gewähr für ihre Richtigkeit und Vollständigkeit. Die in diesem Dokument zum Ausdruck gebrachten Ansichten, Schätzungen, Anlagestrategien und Anlagemeinungen basieren auf den aktuellen Marktbedingungen. Sie stellen unsere persönliche Einschätzung dar und können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern.
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