Fahrplan für die US-Präsidentschaftswahl

Wir weisen oft darauf hin, dass die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in der Regel den größten Einfluss auf die Markterträge ausüben und volatile Phasen im Zusammenhang mit politischen Ereignissen letztlich nur von kurzer Dauer sind. Wir gehen nicht davon aus, dass es dieses Mal anders sein wird.

Dies hält die Marktteilnehmer jedoch nicht davon ab, bei schwankenden Wahlprognosen ihre eigenen Wetten abzuschließen.

Genau das war in den letzten Wochen zu beobachten. Während die Chancen auf einen Einzug der Republikaner ins Weiße Haus stiegen, bildete sich die typische Dynamik des „Trump-Trade“ heraus:

• Small- und Mid-Cap-Aktien entwickelten sich besser als Large-Cap-Werte, da die Hoffnung auf niedrigere Steuern und Deregulierung wuchs.
• Die Renditen für US-Staatsanleihen sind über die gesamte Kurve hinweg um etwa 40 bis 50 Basispunkte gestiegen. Grund ist die Erwartungshaltung, dass Zölle, niedrigere Steuern und Gesetze gegen Einwanderung eine inflationäre Wirkung entfalten werden und die US-Notenbank daher eher vorsichtig agieren dürfte.
• Der US-Dollar tendiert nach seinen jüngsten Tiefständen wieder fester, parallel zum Anstieg der Anleihenrenditen.

Der Währungsaspekt war zuletzt von besonderem Interesse, da ein schwächerer Dollar das erklärte Ziel der Republikaner ist, um die Handelsdynamik anzukurbeln. 

Wie wir vor einigen Wochen erläutert haben, gewinnt man allmählich den Eindruck, dass die Vorherrschaft des Dollars bröckelt. Diese Einschätzung eines mittelfristig schwächeren US-Dollars wird auch in unseren kürzlich veröffentlichten Langfristigen Kapitalmarktannahmen für 2025 thematisiert.

Das wird wahrscheinlich die Richtung sein, in die sich der Markt im Falle eines Wahlsieges der Demokraten entwickelt. Bei einem Sieg der Republikaner könnte es dagegen etwas anders aussehen.

Denn obwohl die Republikanische Partei den Dollar schwächen möchte, hätte ihre Politik unserer Meinung nach vermutlich den gegenteiligen Effekt. Wir betrachten Zölle und Fiskalpolitik weiterhin als die maßgeblichen Triebkräfte der globalen Devisenmärkte. Höhere Staatsausgaben und universelle Zölle könnten zu einer längerfristigen Sonderstellung der USA führen und sowohl die US-Zinsen als auch den Dollar in die Höhe treiben. Das lehrt uns auch die Erfahrung aus den Jahren 2016 und 2020.

Diese anfängliche Dollarstärke bei einem Wahlsieg der Republikaner würde sich wahrscheinlich in erster Linie gegen Währungen wie den Euro und den chinesischen Renminbi richten, da das Wachstum beider Volkswirtschaften unmittelbar von den Zöllen betroffen wäre. In den Wochen nach der Wahl könnten die wirtschaftlichen Auswirkungen der Zölle den Euro unseren Schätzungen zufolge um 3–4% gegenüber dem US-Dollar schwächen – insbesondere, wenn die jüngste Wirtschaftsflaute in Europa anhält.

Obwohl der Dollar bei einem Durchmarsch der Republikaner vermutlich besser abschneiden würde als die meisten Hartwährungen, würden sich andere sichere Währungshäfen wie der Schweizer Franken und der japanische Yen wahrscheinlich behaupten. Insbesondere der Schweizer Franken erwies sich während des Handelskriegs von 2019 als Spitzenreiter und entwickelt sich in der Regel gut, wenn die europäische Wirtschaft schwächelt. Ebenso könnte das britische Pfund dank seiner dienstleistungsorientierten Wirtschaft einen gewissen Schutz gegen Zollrisiken bieten – vor allem dann, wenn der britische Haushalt vom Markt positiv aufgenommen wird.

Wir sind zwar der Meinung, dass die strategische Asset-Allokation der wichtigste Faktor für die langfristigen Renditen ist. Andere Instrumente wie z. B. Währungsallokationen, die auf unterschiedliche Wahlergebnisse ausgerichtet sind, können jedoch dazu beitragen, dass die Portfolios in einer Reihe von Szenarien eine gute Performance erzielen. Nimmt man unseren Rahmen für die Währungsdiversifizierung als Ausgangspunkt, könnte man im Vorfeld der Wahlen beispielsweise erwägen, das Engagement in Euro im Vergleich zu dieser Benchmark zu verringern und stattdessen in den Schweizer Franken oder das Britische Pfund zu investieren, um eine höhere Ergebnissicherheit zu erreichen. Auf diese Weise lassen sich die Währungseinflüsse auf die Portfoliorenditen reduzieren.

Wenn Sie weitere Fragen zum Thema Wahlen und Ihrem Portfolio haben, steht Ihnen Ihr Team bei J.P. Morgan jederzeit zur Seite.