Anlagestrategie
Zum Schulanfang: Drei Grundsätze für Ihr Portfolio
Die Schule fängt wieder an. Der August neigt sich dem Ende zu, und was war das für ein Sommer! Von vorgezogenen Neuwahlen in Frankreich bis hin zur Auflösung des Carry-Trade – die Märkte kamen in diesem Sommer kaum zur Ruhe. Erst letzte Woche gab Fed-Chef Powell den Investoren mit seinen Äußerungen auf dem jährlichen Notenbank-Symposium in Jackson Hole noch viel mehr zu bedenken, bevor der Herbst kommt.
Powell machte in seiner Rede deutlich, dass die US-Notenbank (Fed) im September die Zinsen senken wird. Um ihn selbst zu zitieren: „Es ist an der Zeit, die Geldpolitik anzupassen“ und „eine weitere Abkühlung der Bedingungen am Arbeitsmarkt“ werde vom Ausschuss „weder angestrebt noch begrüßt“. Das ist ein ziemlich starkes Signal dafür, dass sich die Fed in Kürze der weltweiten Zinswende anschließen wird. Anleger sollten überlegen, wie sie sich am besten dafür positionieren.
Dieser entscheidende Kurswechsel der Fed hat das Vertrauen der Anleger gestärkt und die Aktienmärkte haben ihre Verluste durch die Carry-Trade-Panik inzwischen fast vollständig aufgeholt. Warum? Der Optimismus hinsichtlich einer „sanften Landung“ ist ungebrochen, die Inflation stellt keine Bedrohung mehr dar, die Unternehmensgewinne waren zuletzt solide und die Verbraucher sind weiterhin in Konsumlaune.
Die Volatilität im Laufe des Monats erinnert uns jedoch daran, dass wir nach wie vor mit Risiken und Unsicherheit konfrontiert sind. Wie weit müssen die Zinsen sinken, um den Arbeitsmarkt zu stützen? Wer wird die US-Präsidentschaftswahl gewinnen? Geht es bei den KI-Investitionen bereits um „alles oder nichts“?
Nach einem Sommer großer Marktschwankungen und noch größerer Fragen sollten sich die Anleger daher weiterhin auf das Wesentliche konzentrieren.
Passend zum Schulanfang möchten wir drei unserer bevorzugten Anlagegrundsätze weitergeben, um Ihre Portfolios für den Beginn des neuen Schuljahres und darüber hinaus vorzubereiten – also spitzen Sie Ihren Bleistift und schlagen Sie ein neues Heft auf.
Drei Grundsätze für Ihr Portfolio
1. Machen Sie sich mit Ihrem Instrumentarium vertraut: Jeder Vermögenswert hat seine Funktion. Wenn Sie dieses Jahr Bestnoten erhalten möchten, ist die Auswahl des richtigen Materials wahrscheinlich der erste Schritt. Vom zuverlässigen Stift über das elegante Geodreieck bis hin zum allmächtigen Grafikrechner hat jeder Gegenstand seinen Zweck. Genauso verhält es sich mit Ihrem Portfolio. Ob Barmittel, Aktien, Anleihen oder alternative Anlagen: Jeder Vermögenswert erfüllt eine bestimmte Funktion, und gemeinsam tragen sie dazu bei, dass Sie Ihre langfristigen Ziele erreichen.
- Liquidität: Jeder braucht Bargeld. Von der Tankfüllung an der Zapfsäule bis zur Anzahlung für ein Haus, nur Bares ist Wahres. Viele betrachten Liquidität auch als sicheren Hafen oder sogar als Einnahmequelle, wenn sich die Zinsen auf hohem Niveau bewegen. Barmittel sind jedoch nicht dazu geeignet, die Inflation zu übertreffen. Deshalb ist es ebenso wichtig, sich zu überlegen, wie viel Bargeld Sie wirklich vorhalten müssen und wie viel Sie (ggf.) in andere Anlageformen umschichten können, um Ihre Ziele zu erreichen.
- Anleihen: Festverzinsliche Wertpapiere können für Stabilität sorgen. Da Anleihen Ihnen im Laufe der Zeit neben der Rückerstattung Ihres ursprünglichen Kreditbetrags auch Kuponzahlungen bieten, tragen sie dazu bei, die Unsicherheit und Volatilität in Ihrem Portfolio zu verringern. Das zentrale Risiko bei Anleihen besteht darin, dass der Emittent Ihnen das Geld nicht zurückzahlt. Allerdings sind Zahlungsausfälle bei Anleihen mit Investment Grade äußerst selten (bei Unternehmensanleihen betragen die Ausfallquoten seit der globalen Finanzkrise etwa 2,5%). Festverzinsliche Wertpapiere dürften sowohl Barmittel als auch die Inflation übertreffen. Zudem ist ihre Volatilität tendenziell geringer als bei Aktien.
- Aktien: Wenn Sie eine Aktie besitzen, besitzen Sie einen Anteil an einem Unternehmen und seiner zukünftigen Wertentwicklung – im guten wie im schlechten Sinne. Aktionäre profitieren in der Regel vom Gewinnwachstum und den Dividenden, die ein Unternehmen an sie ausschüttet. Seit 1991 entfiel der Gesamtertrag des S&P 500 von 3.200% fast vollständig auf die Gewinne und Dividenden. Die Veränderungen der Bewertung machten dagegen weniger als 5% des Gesamtertrags aus. Aktien sorgen im Laufe der Zeit normalerweise für den Kapitalzuwachs in einem Portfolio und können auch die höchste erwartete Rendite abwerfen. Dafür gehen sie mit einer höheren Volatilität einher.
- Alternative Anlagen und Sachwerte: Hedgefonds, Private Equity, Private Credit und andere Sachwerte wie Immobilien und Rohstoffe bieten einzigartige Anlagemöglichkeiten und können Anlegern zu gezielteren Allokationen verhelfen. Auf diese Weise lässt sich die Rendite steigern und gleichzeitig die Volatilität verringern – ein möglicher Nachteil ist jedoch, dass Ihr Kapital länger gebunden ist.
Bedenken Sie: Auch wenn jede Anlageform eine bestimmte Rolle spielt, kommt es letztlich darauf an, sich auf verschiedene Anlageklassen zu diversifizieren und – natürlich – investiert zu bleiben, um auf Dauer konstante Erträge zu erzielen.
2. Halten Sie an einer langfristigen Ausrichtung fest. Neben den richtigen Hilfsmitteln ist die richtige Denkweise der nächste Schritt zum Klassenprimus. Für Anleger kann insbesondere eine langfristige Ausrichtung den Weg zum Erfolg ebnen.
Die jüngste Volatilität ist ein Paradebeispiel dafür, dass die Performance unterschiedlicher Vermögenswerte kurzfristig eine große Bandbreite aufweisen kann. Dagegen lehrt uns die Geschichte, dass die langfristige Wertentwicklung mitunter weitaus sicherer ist.
Ein Beispiel: Die Aktienerträge haben über einen Zeitraum von zwölf Monaten seit 1950 stark variiert (von +60% bis -41%). Jedoch hat eine Kombination aus Aktien und Anleihen in keinem rollierenden Fünfjahreszeitraum der letzten 70 Jahre eine negative annualisierte Rendite verzeichnet. Natürlich ist die Wertentwicklung der Vergangenheit keine Garantie für die zukünftige Wertentwicklung, aber das ist eine überzeugende Erfolgsbilanz.
Auch wenn die Märkte also immer einen schlechten Tag, eine schlechte Woche, einen schlechten Monat oder sogar ein schlechtes Jahr erleben können, ist es aus historischer Sicht weniger wahrscheinlich, dass Investoren über längere Zeiträume einen Verlust erleiden – insbesondere in einem diversifizierten Portfolio. Vor allem sollten Sie den Zeithorizont Ihrer Ziele im Auge behalten. Ein zielbasierter Plan kann hilfreich sein, um zu ermitteln, wie und wo Sie Ihr Geld über verschiedene Zeiträume hinweg investieren sollten.
3. Es kommt auf die Zeit im Markt an, nicht auf das Timing des Marktes. Der nächste Schritt auf dem Weg zum Jahrgangsbesten besteht darin, Ärger zu vermeiden. Disziplin kann uns dabei helfen, schlechten Gewohnheiten nicht nachzugeben. Eine der schlechtesten Angewohnheiten für Anleger ist der Versuch, den richtigen Marktzeitpunkt abzupassen.
Seit Jahresbeginn hat der S&P 500 fast 40 Allzeithochs erreicht. Wenn die Märkte auf hohem Niveau notieren, haben manche Anleger möglicherweise das Gefühl, es sei zu spät für eine Investition. Sie warten dann häufig ab, in der Hoffnung auf einen Kursrückgang. Seit den Höchstständen im Juli ist zwar ein Rückgang von über -8% zu beobachten, aber der Versuch, genau den richtigen Zeitpunkt zu erwischen, ist ein gefährliches Spiel.
Anderen Investoren erscheinen Marktrücksetzer dagegen nicht als eine Chance. Vielmehr kann die damit verbundene Angst und die daraus resultierende Volatilität dazu führen, dass sie sich aus dem Markt zurückziehen, wodurch sie die anschließende Erholung verpassen. Investitionen in strukturierte Produkte können für ein ruhigeres Fahrwasser sorgen, oder Sie könnten einen disziplinierten Ansatz verfolgen, um bei solchen Rücksetzern in die Märkte einzusteigen.
Schauen wir uns einige Zahlen zum Thema „Investiert bleiben“ an: Wenn Sie im Jahr 2004 einen Betrag von 10.000 US-Dollar in den S&P 500 investiert hätten und bis heute voll investiert geblieben wären, hätten Sie damit über 70.000 US-Dollar erzielt. Wenn Sie jedoch nur die zehn besten Handelstage verpasst hätten, bliebe Ihnen weniger als 35.000 US-Dollar übrig. Der Grund? Markt-Timing ist unglaublich schwierig. In den letzten 20 Jahren lagen sieben der zehn besten Tage innerhalb von 15 Tagen nach den zehn schlechtesten Tagen.
Behalten Sie vor allem Ihre Ziele und den Zweck Ihres Vermögens im Auge.
Die Vorhersage der künftigen Marktentwicklung kann komplex und überwältigend sein, doch der eigentliche Schlüssel zum Investieren ist mitunter ganz einfach: Sie brauchen eine Perspektive und müssen sich an Ihren Plan halten. Ihr Team bei J.P. Morgan hilft Ihnen gern bei Ihren „Hausaufgaben“, damit Sie Ihre Ziele verwirklichen können.
Wir halten die hierin enthaltenen Informationen für verlässlich, bieten jedoch keinerlei Gewähr für ihre Richtigkeit und Vollständigkeit. Die in diesem Dokument zum Ausdruck gebrachten Ansichten, Schätzungen, Anlagestrategien und Anlagemeinungen basieren auf den aktuellen Marktbedingungen. Sie stellen unsere persönliche Einschätzung dar und können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern.
RISIKOASPEKTE
- Die Wertentwicklung in der Vergangenheit stellt keinen Hinweis auf die künftige Entwicklung dar. Sie können nicht direkt in einen Index investieren.
- Die Preise und Erträge sind beispielhafter Natur, da sie sich je nach Marktbedingungen ändern können.
- Für alle Strategien existieren weitere Risikoaspekte.
- Die Angaben in diesem Dokument stellen weder eine Empfehlung noch ein Angebot oder eine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Anlageprodukten oder -dienstleistungen dar.
- Die hierin zum Ausdruck gebrachten Meinungen können sich von denen anderer Abteilungen von J.P. Morgan unterscheiden. Die vorliegenden Unterlagen dürfen nicht als Anlageanalyse oder Anlage-Researchbericht von J.P. Morgan verstanden werden.
- Der Preis von Beteiligungspapieren kann aufgrund der Veränderungen am breiten Markt oder der finanziellen Verhältnisse eines Unternehmens steigen oder fallen, was mitunter sehr schnell oder unerwartet geschehen kann. Beteiligungspapiere unterliegen dem „Aktienmarktrisiko“, d. h. die Aktienkurse können generell über einen kürzeren oder längeren Zeitraum sinken. Anlagen in Vorzugspapiere weisen sowohl Merkmale von Aktien als auch von Anleihen auf. Vorzugspapiere sind in der Regel langfristige Wertpapiere mit Rückkaufschutz, die in der Kapitalstruktur zwischen Fremd- und Eigenkapital angesiedelt sind. Vorzugspapiere sind mit verschiedenen Risiken und Überlegungen verbunden, darunter: das Konzentrationsrisiko, das Zinsrisiko, niedrigere Bonitätsratings als einzelne Anleihen, ein geringerer Anspruch auf Vermögenswerte als bei einzelnen Anleihen eines Unternehmens, höhere Renditen aufgrund dieser Risikomerkmale und „kündbare“ Eigenschaften, d. h. das emittierende Unternehmen kann die Aktie nach einem bestimmten Datum zu einem bestimmten Preis zurückkaufen. Unternehmen mit geringer Kapitalisierung weisen in der Regel ein höheres Risiko auf als etablierte „Blue Chips“ oder Standardwerte, da kleinere Unternehmen einem höheren Grad an Marktvolatilität ausgesetzt sein können als die meisten Large-Cap- und/oder Blue-Chip-Unternehmen. Investitionen in alternative Anlagestrategien sind spekulativ. Sie bergen häufig ein höheres Risiko als herkömmliche Anlagen. Hierzu gehören u. a. begrenzte Liquidität und eingeschränkte Transparenz sowie andere Faktoren. Solche Strategien sollten nur von erfahrenen Anlegerinnen und Anlegern in Betracht gezogen werden, die finanziell in der Lage sind, den vollständigen oder teilweisen Verlust der Vermögenswerte zu verkraften.
- Die Anlage in festverzinslichen Produkten unterliegt bestimmten Risiken, darunter dem Zins-, Kredit- und Inflationsrisiko, dem Risiko einer vorzeitigen Tilgung sowie dem Vorauszahlungs- und dem Reinvestitionsrisiko.
Da sich der Sommer dem Ende zuneigt, möchten wir Ihnen für das kommende Jahr einige grundlegende Anlagetipps näherbringen.
Sarah Stillpass
Global Investment Strategist
Matthew Landon
Global Investment Strategist
Veröffentlicht: 28.08.2024
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