Portfoliobeständigkeit
Fallstudien zum Aufbau eines widerstandsfähigen Portfolios für unsichere Zeiten
Madison Faller, Global Investment Strategist
Sam Zief, Global Macro Strategist & Head of Global FX Strategy
Harry Downie, Global Investment Strategist
Andrew VanWazer, Head of U.S. Wealth Management, Portfolio Advisory Group
Published April 29, 2025
Ein widerstandsfähiges Portfolio bedeutet, auf Veränderungen im Leben, wirtschaftliche Veränderungen und natürlich die Volatilität der Märkte vorbereitet zu sein. Resilienz bedeutet, auf alles vorbereitet zu sein, was kommen mag – und dabei Ihre langfristigen finanziellen Ziele nie aus den Augen zu verlieren.
Die Marktturbulenzen in diesem Jahr haben gezeigt, wie wichtig Diversifikation ist. Ein globales Multi-Asset-Portfolio kann in diesen unsicheren Zeiten ein starker Anker sein. Im Zentrum einer durchdachten Anlagestrategie steht die entscheidende Frage: Welche Ziele verfolgen Sie mit Ihrem Geld?
Die Erfahrungen dieser drei Kunden veranschaulichen, wie Sie Ihr Portfolio gezielt auf Ihre langfristigen Ziele ausrichten können, um für jedes Marktumfeld gut gerüstet zu sein.
Ein hochrangiger Manager und seine Überlegungen zu einer konzentrierten Aktienposition
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Wenn Ihr Vermögen stark von einer einzigen Position abhängt – sei es eine einzelne Aktie, ein Sektor, eine geografische Region oder eine Immobilie –, kann Ihr Portfolio anfällig für erhöhte Marktvolatilität sein. Diese Schwäche kann sich insbesondere in Phasen starker Marktschwankungen oder bei Branchenumbrüchen und kreativer Zerstörung schmerzhaft bemerkbar machen. All dies kann das Erreichen Ihrer finanziellen Ziele gefährden.
Die Erfahrung zeigt: Das Risiko, in ein defizitäres Unternehmen zu investieren, ist hoch. In fast 45 Jahren Marktentwicklung haben nahezu die Hälfte aller börsennotierten US-Unternehmen einen katastrophalen Wertverlust erlitten.1
Die gute Nachricht ist, dass es eine Reihe von Strategien gibt, mit denen wir konzentrierte Positionen verwalten können – und damit unseren Kunden helfen, Risiken zu minimieren und ihr Vermögen breiter zu streuen. Viele entscheiden sich für eine Umstrukturierung ihres Portfolios durch eine Mischung intelligenter, maßgeschneiderter Ansätze, die ihre Anlageperspektiven, finanziellen Ziele sowie steuerlichen und rechtlichen Gesichtspunkte berücksichtigen.
Die Herausforderung für den Manager
Gabriel, Witwer mit zwei erwachsenen Kindern, ist gerade aus seiner langjährigen Position als Führungskraft bei einem börsennotierten Pharmaunternehmen in den Ruhestand getreten. Ein großer Teil seines Vermögens besteht aus Aktien des Unternehmens. In einer volatilen Woche fiel der Wert von 50 Mio. Euro auf 30 Mio. Euro. Dennoch zögert Gabriel, seine Aktien komplett zu verkaufen.
Zwar ist er nicht mehr an die Insiderregeln seiner ehemaligen Firma gebunden, die den Verkauf von Aktien verbieten, aber der Verkauf könnte Kapitalertragssteuern nach sich ziehen. Außerdem möchte er sein Vermögen an seine Kinder und die nächsten Generationen weitergeben und hofft, dass die Aktien weiter an Wert gewinnen.
Gabriel und sein Bankberater analysierten, wie er durch eine Diversifizierung profitieren könnte, und unterzogen sein bestehendes Portfolio einem Stresstest anhand verschiedener Szenarien. Die Ergebnisse zeigten, dass die Konzentration seines Portfolios zu einer erheblichen Streuung der möglichen Ergebnisse führte – eine Spanne, die Gabriel beunruhigte. Das übergeordnete Ziel war es, ein widerstandsfähigeres und breiter diversifiziertes Portfolio aufzubauen.
Das Toolkit im Blick: Beleihen, absichern, monetarisieren und/oder verschenken?
Gabriel und sein Bankberater haben einige Strategien durchgespielt:
- Die Beleihung seiner konzentrierten Aktienposition könnte ihm mehr Liquidität und Flexibilität verschaffen. Gleichzeitig würde er, wenn er seine Aktien behielte, weiterhin an einem möglichen Kursanstieg des Unternehmens partizipieren.
- Die Absicherung der Position mit Optionen oder strukturierten Produkten könnte die Volatilität reduzieren und das Verlustrisiko genau an seine tolerierbaren Verluste anpassen. Ohne die Aktien verkaufen zu müssen, würde ihm diese Strategie weiterhin die Chance auf zukünftige Wertsteigerungen eröffnen.
- Monetarisierung durch eine Kombination von Absicherungs- und Kreditstrategien, die es ihm ermöglichen, Zugang zum Wert eines Teils (oder der Gesamtheit) seiner Aktienpositionen zu erhalten und im Voraus Liquidität zu generieren. Auch dies geschieht ohne Verkauf der Aktien, sodass das Wertsteigerungspotenzial erhalten bleibt.
- Schenkung und wohltätige Spendenstrategien, wobei er seine komplexen steuerlichen Überlegungen berücksichtigt.
Gabriels Ansatz: Monetarisierung für Flexibilität und Diversifikation
Da Gabriel seine Aktien behalten möchte und sich Gedanken über die Steuern macht, beschließt er, den Wert der Aktien in Bargeld umzuwandeln, um sofortige Liquidität zu erhalten. Eine gängige Methode, die ihm zur Verfügung steht, ist der so genannte „Variable Prepaid Forward“ (VPF), auch bekannt als „Funded Collar“. Diese Strategie kombiniert Kredit- und Absicherungselemente. Gabriel erhält einen Barvorschuss und verpflichtet sich im Gegenzug, die Aktien – oder deren Barwert – zu einem späteren Zeitpunkt zu übertragen, um den geliehenen Betrag zurückzuzahlen.
Mit der neuen Liquidität (vor Steuern) kann Gabriel nun in ein diversifiziertes Portfolio investieren, um das Risiko seiner Gesamtanlagen zu reduzieren und mögliche Schwankungen abzufedern. Gleichzeitig behält er seine konzentrierte Position bei.
Wenn die Monetarisierungsstrategie ausläuft, kann Gabriel den Vorschuss unabhängig vom aktuellen Kurs mit seinen Aktien oder deren Barwert zurückzahlen – eine eingebaute Absicherung gegen Kursverluste. In Zukunft werden Gabriel und sein Bankberater gemeinsam überlegen, wie sie mit den restlichen Aktien verfahren, um sein Portfolio noch widerstandsfähiger zu machen. So ist Gabriel für alle Eventualitäten im Leben gut gerüstet und kann seine langfristigen finanziellen Ziele zuversichtlicher erreichen.
Ein Ruheständler ist besorgt über die Volatilität des Marktes
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Das Jahr 2025 war bisher von hoher Volatilität geprägt, angesichts der Besorgnis über Zölle und ihre Auswirkungen auf die Wirtschaft. Starke Marktschwankungen können beunruhigend sein. In Zeiten wie diesen wollen Anleger die Gewissheit haben, dass ihre Portfolios den Unsicherheiten standhalten können.
Anlagen, die über traditionelle Aktien und Anleihen hinausgehen, können dazu beitragen, das Risiko eines Portfolios zu verringern. Gold beispielsweise hat sich in Zeiten der Unsicherheit und geopolitischer Spannungen als starke Stütze erwiesen. Strukturierte Produkte können Risiken mindern, indem sie Verluste abfedern und gleichzeitig die Tür für künftige Gewinne offen halten. Hedgefonds können derweil geschickt auf Marktbewegungen reagieren. Diese Anlageinstrumente können unkorrelierte Renditen gegenüber börsennotierten Aktien und Anleihen erzielen und sich in unterschiedliche Richtungen entwickeln.
Die Herausforderung des Ruheständlers
Louis, ein 70-jähriger Ruheständler mit einem Hintergrund in der Finanzdienstleistungsbranche, sorgt sich, dass sein 60/40-Portfolio aus Aktien und Anleihen nicht auf verschiedene Marktrisiken vorbereitet ist. Ihn beunruhigen die Schwankungen an den Aktienmärkten und die Möglichkeit, dass die Inflation aufgrund der vielen Nachrichten über Zölle steigen könnte – was für Anleihen problematisch wäre. Er erinnert sich noch daran, wie 2022 sowohl Aktien als auch Anleihen gleichzeitig abverkauft wurden.
Um sein Portfolio besser abzusichern, möchte er neben Aktien und Anleihen eine dritte Komponente hinzufügen, um die Sharpe Ratio zu verbessern, also eine höhere Rendite im Verhältnis zum eingegangenen Risiko (oder die gleiche Rendite bei geringerem Risiko) zu erzielen.
Erkundung von Anlagemöglichkeiten mit geringer Korrelation
Louis' Bankberater hat ihm einige Ideen unterbreitet:
- Gold-Allokation von etwa 5%: Gold dient als langfristiger Diversifikator mit geringer Korrelation zu anderen Anlageklassen und kann die Resilienz eines Portfolios erhöhen, insbesondere wenn die Aktienmärkte fallen oder geopolitische Spannungen zunehmen (siehe Abbildung).
In der Vergangenheit hat Gold häufig dazu beigetragen, Schwankungen in turbulenten Marktphasen auszugleichen, da es von vielen Anlegern als sicherer Hafen angesehen wird. Zudem hat Gold in den letzten Jahren strukturelle Unterstützung erfahren, da Zentralbanken rund 20% ihrer Währungsreserven in Gold halten, wobei die Nachfrage voraussichtlich weiter steigen wird. Diese Allokation könnte durch eine geringe Reduzierung von Aktien und Anleihen finanziert werden.
Gold hat bei starken Aktienverlusten Schutz geboten, doch der Weg war nicht immer reibungslos
Performance während der fünf größten Drawdowns an den Aktienmärkten seit dem 31.12.1975
- Bewertung einer diversifizierten Auswahl von Makro-Hedgefonds (mit einer Allokation von etwa 10%): Makro-Hedgefonds-Manager streben an, ihre Investitionen auf die bedeutendsten globalen Trends auszurichten, indem sie politische Veränderungen, Zinssätze, Wechselkursentwicklungen und andere entscheidende Faktoren analysieren.
In der Vergangenheit erzielten sie während Krisen wie der Kreditklemme, dem Platzen der Dotcom-Blase und dem Ausverkauf während der Pandemie überdurchschnittliche Renditen. Dies deutet darauf hin, dass solche Strategien zur Diversifizierung und Absicherung gegen allgemeine Risiken an den öffentlichen Märkten beitragen können. Die 3-Jahres-Renditen von Makro-Hedgefonds lagen zum 1. April bei rund 4% p.a., während Hedgefonds insgesamt eine Rendite von fast 6% p.a. erzielten.2 Er könnte die Allokation durch eine Reduzierung von Anleihen finanzieren.
- Strukturierte Produkte: Diese Instrumente sind darauf ausgelegt, asymmetrische Renditen zu erzielen, indem sie beispielsweise einen Verlustpuffer bieten und gleichzeitig das Potenzial für Gewinne bewahren. Durch die Kombination von Derivaten mit traditionellen Wertpapieren können strukturierte Produkte auf die spezifischen Anlagebedürfnisse von Louis zugeschnitten werden und dazu beitragen, die Risiken zu steuern und weiterhin Wachstumschancen zu nutzen. Louis' Bankberater schlug eine Allokation von bis zu 15% vor..
- Bewertung der Art der Aktien in seinem Portfolio: Ein Portfolio, das in den letzten Jahren (oder sogar in den letzten zehn Jahren) aufgebaut und nicht umgeschichtet wurde, dürfte heute stark auf US-Wachstumsunternehmen ausgerichtet sein. Eine Neuausrichtung könnte sinnvoll sein, um mehr in Value-Aktien und Aktien aus anderen Regionen zu investieren.
Der jüngste Marktrückgang wurde vor allem von Wachstumswerten angeführt. Anleger, die ihre Portfolios nicht umgeschichtet haben, könnten daher von den jüngsten Schwankungen besonders betroffen gewesen sein.
Louis' Ansatz: Aktiv werden und in Gold und strukturierte Produkte investieren
Der Verkauf ihres Unternehmens verschafft der Gründerin Liquidität
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Liquiditätsereignisse wie der Verkauf eines Unternehmens oder der Erhalt einer Erbschaft eröffnen spannende Chancen. Doch zu viel Bargeld kann auch Herausforderungen mit sich bringen – und erhebliche Opportunitätskosten verursachen.
Bleibt das Kapital in bar, verliert es durch die Inflation an Wert. Zudem wird das Vermögen anfälliger für Zinssenkungen der Zentralbanken, die kurzfristige Renditen schmälern, während gleichzeitig auf mögliche Erträge aus Anleihen verzichtet wird.
Die Herausforderung der Gründerin
Maria, 56, hat vor kurzem ihr Softwareentwicklungsunternehmen für 50 Mio. Euro verkauft. Gemeinsam mit ihrem Partner steht sie nun vor der Entscheidung, wie sie dieses Vermögen anlegen soll. Bisher hatten sie ihr Geld in einem selbst zusammengestellten Portfolio aus Investmentfonds angelegt. Da sich beide aus dem Berufsleben zurückziehen, planen sie, ihr Haus zu renovieren, ein Strandhaus zu kaufen und mehr Zeit mit ihren drei erwachsenen Kindern und ihrem ersten Enkelkind zu verbringen.
Der Erhalt ihres Vermögens hat für sie heute und zugunsten künftiger Generationen oberste Priorität.
Maria weiß, dass sie investieren muss, um ihre langfristigen Ziele zu erreichen. Angesichts der derzeitigen Marktschwankungen erscheint ihr dies jedoch riskant. Die Vorstellung, Geld zu verlieren, beunruhigt sie, während es ihr sicherer erscheint, das Vermögen auf der Bank zu lassen.
Das Toolkit im Blick: Investitionen an Zielen ausrichten
Marias Bankberater unterstützte sie dabei, ihre Risikotoleranz zu bestimmen – moderat, zwischen konservativ und aggressiv. Sie sprachen außerdem über die Notwendigkeit, ihr Vermögen stärker über den Technologiesektor hinaus zu diversifizieren, sowie über Marias Präferenz, ihren Lebensstil aus Kapitalerträgen zu finanzieren, anstatt ihre Barreserven anzugreifen. Darüber hinaus zeigte Maria sich offen dafür, taktische und thematische Anlagechancen zu nutzen, sobald sich diese bieten.
Er empfahl:
- Einen zielgerichteten Plan zu entwickeln, der das Vermögen in vier „Säulen“ einteilt: Liquidität (Bargeld), Lebensunterhalt (regelmäßiges Einkommen), Wachstum (zur langfristigen Sicherung des Vermögens) und Vermächtnis (zur Weitergabe an die Familie oder für wohltätige Zwecke). Für jede dieser Säulen sollte ein angemessener Betrag festgelegt werden.
- Einen Zeitplan aufzustellen – schrittweise oder auf einmal: Angesichts der Volatilität der Märkte kann eine schrittweise Einführung helfen, das Timing-Risiko zu kontrollieren und die Anlagedisziplin des Paares aufrechtzuerhalten.
- Ein solides und widerstandsfähiges Kernportfolio aufzubauen: Aufgrund ihrer moderaten Risikotoleranz erscheint eine ausgewogene Allokation, die einen Mittelweg zwischen Kapitalerhalt und Wertsteigerung sucht, am besten geeignet. Ihre strategische Asset-Allokation: 35% in Anleihen und liquiden Mitteln, 55% in Aktien und 10% in alternativen Anlagen – eine Mischung aus einkommensgenerierenden und wachstumsorientierten Anlagen. Das Portfolio kann zudem so strukturiert werden, dass es mögliche steuerliche Auswirkungen berücksichtigt.
- Taktische Opportunitäten zu berücksichtigen: Die liquiden Mittel geben ihnen die Flexibilität, kurzfristige Chancen in sich abzeichnenden Trends und Bereichen zu nutzen und gezielt in individuelle Portfolios, Investmentfonds, ETFs oder alternative Anlagen zu investieren.
Marias Ansatz: Das komplette Toolkit
Mehr Möglichkeiten, ein widerstandsfähiges Portfolio aufzubauen
Wichtige Definitionen
Sharpe Ratio: Das Sharpe Ratio ist eine finanzielle Kennzahl, die verwendet wird, um die risikobereinigte Rendite einer Investition oder eines Portfolios zu bewerten. Das Sharpe Ratio wird berechnet, indem die Differenz zwischen der Rendite der Investition und dem risikofreien Zinssatz genommen und diese Differenz durch die Standardabweichung der Überschussrendite der Investition geteilt wird.
S&P 500 Index: Der S&P 500 Index, oder Standard & Poor's 500 Index, ist ein Aktienmarktindex, der die Aktienperformance von 500 großen Unternehmen misst, die an Börsen in den Vereinigten Staaten gelistet sind. Er ist einer der am häufigsten verfolgten Aktienindizes und wird als Benchmark für die Gesamtperformance des US-Aktienmarktes angesehen.
Russell 3000 Index: Der Russell 3000 Index ist ein kapitalisierungsgewichteter Aktienindex, der als Benchmark für den gesamten US-Aktienmarkt dienen soll.
HFRXM-Index: Die HFRX-Indizes nutzen einen rigorosen quantitativen Auswahlprozess, um das gesamte Hedgefonds-Universum abzubilden.
1Die Analyse wurde für die Unternehmen des Russell 3000 Index für den Zeitraum von 1980 bis 2023 durchgeführt. Hier definieren wir „katastrophal“ als einen Wertverlust von 70% zwischen Höchst- und Tiefststand, von dem sich der Kurs nicht mehr erholt hat. Zudem blieben zwei Drittel der börsennotierten US-Unternehmen hinter dem Index zurück. Jacob Manoukian und Kenneth Datta, „The Agony & the Ecstasy“, J.P. Morgan Private Bank, 3. Oktober 2024. https://privatebank.jpmorgan.com/nam/en/insights/markets-and-investing/ideas-and-insights/the-agony-the-ecstasy
2HFRXM-Index für Makro-Hedgefonds. HFRXGL-Index für globale Hedgefonds. Quelle: Bloomberg Finance L.P. Stand der Daten: 1. April 2025.