IN KÜRZE
- Zinswende der US-Notenbank verzögert sich.
- Andere Zentralbanken senkten im Juni erstmals die Zinsen.
- Renditen von US-Staatsanleihen spiegeln die Marktdynamik wider.
- Aktienmärkte blieben stabil und erreichten im 2. Quartal neue Höchststände.
Marktkommentar
Zu Jahresbeginn rechneten die Märkte mit Zinssenkungen von 175 Basispunkten. Aufgrund der robusten Wirtschaftslage und der hartnäckigen Inflation in den USA sind die Erwartungen an etwaige Zinsschritte im zweiten Quartal jedoch zurückgegangen. Der Beschäftigungsbericht wies im März eine starke Entwicklung aus, wobei die Beschäftigtenzahlen außerhalb der Landwirtschaft deutlich besser ausfielen als erwartet. Auch die Arbeitslosenquote war rückläufig und lag damit seit 29 Monaten unter 4%. Die Inflationsdaten für März, darunter der Verbraucherpreisindex (VPI) und der Deflator der privaten Konsumausgaben, übertrafen ebenfalls die Erwartungen. Anstatt die Zinsen zu erhöhen, behielt die US-Notenbank (Fed) ihren Leitzins auf der Mai-Sitzung des Offenmarktausschusses (Federal Open Market Committee) bei, damit das aktuelle Zinsniveau eine allmähliche Abkühlung der Konjunktur bewirkt. Fed-Chef Jay Powell wies darauf hin, dass die Inflation länger braucht als angenommen, um den Richtwert der Fed zu erreichen. Daraufhin revidierten die Anleger ihre Erwartungen, da ihnen klar wurde, dass die Fed ihre Zinswende wahrscheinlich nicht vor September einleiten wird. Sollten die Inflations- und Arbeitsmarktdaten den Sommer über robust bleiben, könnte sich die erste Zinssenkung bis zum Jahresende verzögern.
Leitzinsen der G4-Zentralbanken
Im April stieg die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen um 40 Basispunkte (Bp.), was darauf hindeutete, dass sich die Märkte an die veränderten Bedingungen anpassten. Für Anleger in festverzinslichen Wertpapieren war dies jedoch problematisch. Die zehnjährige Rendite begann bei 4,3%, erreichte einen Höchststand von 4,7% und stieg seit Jahresbeginn um 80 Bp. Im Mai sanken die Renditen für Staatsanleihen, da schwächere Inflationsdaten die Hoffnung auf frühere Zinssenkungen weckten, was die Variabilität der Daten und die Marktdynamik widerspiegelt. Der Zinssenkungszyklus wird eher als aufgeschoben denn als aufgehoben angesehen. Die Anleihenmärkte gaben allgemein nach, sodass der Global Aggregate Index einen Rückgang von 1,7% verzeichnete. Sie erholten sich jedoch im Mai und Juni. Diese Schwäche betraf auch Investment-Grade-Titel und in geringerem Maße Hochzinsanleihen. An den anderen wichtigen Märkten blieben die zehnjährigen Renditen weitgehend unverändert, mit Ausnahme Japans. Dort stiegen sie erstmals seit elf Jahren um 20 Bp. auf 1%, da die Bank of Japan (BoJ) ihre Negativzinspolitik schrittweise beendet.
Trotz der Volatilität an den Anleihenmärkten blieben die Aktienmärkte stabil. Der S&P 500 vollzog im April eine Korrektur von 5,5%, konnte die Hälfte des verlorenen Bodens jedoch rasch zurückgewinnen. Unterstützt wurde dies durch das stetige Wachstum der Unternehmensgewinne, mit einem soliden Anstieg des Gewinns je Aktie um 7,9% im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahr. Das Gewinnwachstum im S&P 500 hängt nun weniger von den „Magnificent 7“ ab und wird von den Sektoren Informationstechnologie und Kommunikationsdienste getragen, während Energie- und Finanzwerte die Performance beeinträchtigten. Im Mai und Juni legten globale Aktien um 6,4% zu, wobei die starke Wertentwicklung von US-Aktien auf übertroffene Gewinnprognosen und günstige Inflationsdaten zurückzuführen war.
Markterwartungen für die Leitzinsen der Zentralbanken
In der ersten Juniwoche kam es zu Abweichungen zwischen den Notenbanken: Mehrere Banken leiteten ihren Lockerungszyklus ein, während die Fed wohl noch abwarten wird. Die Bank of Canada, die Europäische Zentralbank und die Schweizerische Nationalbank senkten die Zinsen jeweils um 25 Bp. und verwiesen dabei auf den besseren Inflationsausblick.
Diese geldpolitische Divergenz hat den US-Dollar weiterhin gestützt. Der japanische Yen verbuchte eine deutliche Underperformance und notierte erstmals seit 1986 kurzzeitig über der Marke von 161 Yen pro US-Dollar. Grund war die Zurückhaltung der BoJ, ihre Geldpolitik zu straffen.
Mit Blick auf die Zukunft müssen sich Anleger auf zunehmende Unsicherheiten im Zusammenhang mit Wahlen, einem nachlassenden Wirtschaftswachstum, Inflation und möglichen Zinssenkungen einstellen, die ein positives Umfeld für Unternehmensgewinne und Aktien schaffen würden.
CIO Portfolios mit Verwaltungsmandat
Wichtige Portfolioaktivitäten im Quartal:
Die Aktivität fiel in diesem Quartal geringer aus, da wir in den ersten drei Monaten des Jahres eine umfangreichere Neupositionierung vorgenommen hatten.
Im Mai wurden im Wesentlichen drei Transaktionen umgesetzt:
- Wir haben unsere Übergewichtung von US-Anleihen mit Investment Grade verringert und unser Engagement weltweit diversifiziert, darunter auch in China. Grund war die starke Konjunkturdynamik in den USA, die Zinssenkungen unwahrscheinlicher macht, während das Wachstum in China weiterhin schwach ist – ein besseres Umfeld für festverzinsliche Wertpapiere.
- Bei europäischen Aktien haben wir unsere breite passive Allokation in Europa und das Engagement im Versicherungssektor zugunsten diversifizierter Finanzwerte reduziert. Gründe waren insbesondere die verbesserten Aussichten für die europäische Wirtschaft sowie die hohen Aktionärsrenditen, die wir von europäischen Banken erwarten. Wir gehen davon aus, dass die Kombination aus Dividenden und Aktienrückkäufen den Anteilseignern nahezu zweistellige Erträge bescheren wird. Da die Banken zudem wachsende Gewinne verzeichnen dürften, könnte die Bewertung des Sektors aus unserer Sicht noch weiter steigen.
- Zum Quartalsende reagierten europäische Staatsanleihen volatil, da die Wahlen in Frankreich für Unsicherheit sorgten. Wir waren in deutschen Bundesanleihen übergewichtet und nutzten den Anstieg der französischen Renditen, um unsere Übergewichtung von deutschen Bundesanleihen auf französische Staatsanleihen
zu verlagern.
Resultierende allgemeine Positionierung
Wir nahmen keine Änderungen an unserer übergreifenden Anlageklassen-Allokation vor. Das bedeutet, dass wir Aktien in allen Profilen weiterhin übergewichten, was auf regionaler Ebene durch die USA zum Ausdruck kommt. Bei Anleihen halten wir an einer 4%igen Übergewichtung von Hochzinsanleihen fest, die gleichmäßig auf die USA und Europa verteilt ist.
Daher würden wir die Gesamtpositionierung als moderat prozyklisch beschreiben, das heißt, wir behalten eine leichte Übergewichtung von Risikoanlagen bei, da die unserer Meinung nach relativ robusten Konjunkturaussichten weltweit mit dem Höhepunkt der Zinsen und einer Tendenz zu Zinssenkungen einhergehen. Das sind gute Rahmenbedingungen für die weitere Entwicklung risikoreicher Anlagen.
Auf Sektorebene entfällt unsere größte Übergewichtung bei Aktien auf globale Finanzwerte. Hier wurde das Engagement durch die zuvor erwähnte Transaktion in Europa erhöht. Die beiden anderen großen Übergewichtungen betreffen das Gesundheitswesen und KI-bezogene Sektoren, insbesondere die Informationstechnologie. Im Wesentlichen sind wir in zwei langfristigen Wachstumsthemen übergewichtet: KI und GLP1-Medikamente zur Gewichtsabnahme. Bei Letzteren liegt der Schwerpunkt auf Eli Lilly und Novo Nordisk. Da wir Aktien übergewichten, gibt es auf Sektorebene kaum Bereiche, in denen wir untergewichtet sind. Bei Industriewerten und Versorgern tendieren wir jedoch zu einer leichten Untergewichtung.
Im festverzinslichen Bereich sind wir aufgrund unserer Übergewichtung von Aktien und Hochzinsanleihen in Kernanleihen untergewichtet, bevorzugen jedoch Investment-Grade-Titel gegenüber Staatsanleihen. Um die Duration in den Portfolios aufrechtzuerhalten, sind wir in bestimmten Anleihen mit längerer Laufzeit übergewichtet. Auf diese Weise sind die Portfolios gegen ein enttäuschendes Wachstum abgesichert.
Bei Portfolios mit alternativen Anlagen verfolgen wir die langfristigen strategischen Gewichtungen für Hedgefonds, sind bei liquiden Alternativen jedoch untergewichtet und ziehen es vor, diese Untergewichtung auf eine Kombination aus festverzinslichen Wertpapieren und Aktien zu verteilen.
Renditen
Im Hinblick auf die Renditen verlief das Quartal erfreulich, was insbesondere Aktien und in geringerem Maße Hochzinsanleihen zu verdanken war. Geografisch gesehen brachte die Übergewichtung von US-Aktien einen Mehrwert ein. Auf Sektorebene hat die Renditestreuung zugenommen, da technologieorientierte Branchen eine Outperformance erzielten; defensive Bereiche wie nichtzyklische Konsumgüter entwickelten sich dagegen unterdurchschnittlich. Im weiteren Quartalsverlauf erwies sich eine volle Duration angesichts der sinkenden Renditen im Juni gegenüber dem Halten von Liquidität als vorteilhaft. Mit Blick auf das Halbjahresergebnis haben
die Renditen in absoluten Zahlen die Erwartungen übertroffen, nicht zuletzt dank des kontinuierlichen Gewinnwachstums. In relativen Zahlen liegen
wir leicht vorne.
Ausblick
Sowohl die Aussicht auf sinkende Zinsen im Laufe des kommenden Jahres als auch das gesunde Wachstum der Unternehmensgewinne legen nahe, dass die Portfolios weiterhin gute Fortschritte machen können. Angesichts des starken Jahresauftakts ist aber durchaus mit einer gewissen Konsolidierung der Märkte zu rechnen. Die Inflationsdaten und die vermehrten geopolitischen Risiken (aufgrund der bevorstehenden Wahlen) sind weiterhin die wichtigsten Risikofaktoren für die Portfolios. Aufgrund dieser Risiken haben wir unsere Allokationen breit diversifiziert und vermeiden eine stark direktionale Positionierung oder eine übermäßige Konzentration auf ein Thema. Wir sind nach wie vor der Ansicht, dass Anleger, die langfristige, zielorientierte Ergebnisse anstreben, jetzt voll investiert sein sollten, anstatt an Barmitteln festzuhalten.
HAFTUNGSAUSSCHLUSS
Nur zur Veranschaulichung. Schätzungen, Prognosen und Vergleiche beziehen sich auf die in den Unterlagen angegebenen Daten.
Indizes sind keine Anlageprodukte und kommen nicht für eine Investition in Betracht.
Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist keine Garantie für die zukünftige Wertentwicklung. Investoren erhalten das investierte Kapital unter Umständen nicht in vollem Umfang zurück.